Zu den Inhalten springen

Separate Wurzeln

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es das Fach der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde noch nicht. Die Ohrenheilkunde (Otologie) war ein Teilgebiet der Chirurgie, die Laryngologie ein Teilgebiet der Inneren Medizin. Die Rhinologie wurde meist durch die Laryngologen vertreten.

Gemeinsame Zukunft

Trotz der getrennten Entwicklung fand an den Universitäten nach und nach die Vereinigung der Fächer statt.

1890: erster Lehrstuhl für HNO-Heilkunde in Marburg

1919: Vereinigung der Fächer in Freiburg

Anfänge in Freiburg

1823 Otologie wurde in Freiburg erstmals unterrichtet - mit einer Vorlesung pro Woche. Um 1882 wurde erstmals ein Zimmer eingerichtet, das als Poliklinik für Ohrenkranke diente. Eine gesonderte Poliklinik wurde 1892 in der Zähringerstraße in Betrieb genommen. Im Jahr 1906 wurden mehr als 80 große Ohr- sowie Ohr/Schädeloperationen durchgeführt, in der Poliklinik wurden annähernd 20.000 Patienten behandelt.

Ein aufstrebendes Fach - Reise quer durch die Stadt

1897 Der Mediziner Gustav Killian führte an der Freiburger HNO-Klinik die weltweit erste Bronchoskopie mit einem starren Endoskop durch. Er entfernte so einen Fremdkörper, damals eine häufige Todesursache.

Schwarz-weiß Fotographie die Gustav Kilian bei der Untersuchung eines Patienten

Die laryngologische und die otologische Klinik waren in einem ehemaligen Pfarrhaus in der Kaiserstraße untergebracht, hatten aber keine eigenen Betten. Die Patienten waren in der Chirurgie untergebracht. 1899 zogen beide Kliniken in die Albertstraße um. Die Ohrenklinik verfügte nun über 8 Zimmer mit 20 Betten, die rhinolaryngologische Abteilung über 24 Betten. Da der Bedarf aber weitaus größer war, wurden die Patienten in anderen Kliniken untergebracht, schliefen zu zweit in einem Bett, in Kinderbetten oder in den Dienstbotenkammern. Der OP war ca. 10 m² groß. 1919 wurde der dringend benötigte Umbau begonnen. Es entstanden Krankenzimmer, ein Labor und ein größeres Operationszimmer. Eine phoniatrische Abteilung wurde eingerichtet, später ein akustisches Labor. Die HNO-Klinik war einer fortlaufenden Vergrößerung unterworfen. Da nicht nur für die HNO-Klinik der zur Verfügung stehende Raum allmählich zu klein wurde, konzipierte Adolf Lorenz 1926 einen geschlossenen Versorgungsring, in dem die Kliniken (Medizin, Chirurgie, Frauenklinik, HNO) ein in sich geschlossenes System bildeten. Da auch damals schon die finanziellen Mittel knapp waren, wurden nur die Medizin, die Chirurgie und die Frauenklinik gebaut. Die HNO blieb in der Albertstraße, wurde auch weiterhin erweitert und hatte 1944 mehr als 200 Betten.

November 1944 - Stunde Null

Am 27.11.1944 wurde die HNO-Klinik von Bomben getroffen und weitestgehend zerstört. Bereits 2 Tage später wurde die Klinik im Keller der Hautklinik eingerichtet. Da keine Instrumente gerettet werden konnten, musste man sich mit den Instrumenten aus der Besuchstasche eines Oberarztes begnügen. Die HNO-Klinik kam dann im 2. Stock eines Waisenhauses in Güntherstal unter und hatte noch 35 Betten zur Verfügung. Am 21.04.1945 kapitulierte Freiburg und war von da an französische Besatzungszone. 1948 konnten an der Hugstetterstraße eine Klinik mit 85 Betten und großzügigen Operations- und Behandlungsräumen bezogen werden. Aber auch diese Klinik musste bald wieder erweitert werden.

Hoch hinaus

1954 wurde mit Vorplanungen zur Errichtung einer neuen HNO-Klinik begonnen. Die Fortsetzung des unvollständigen Lorenzringes war nicht möglich, da die HNO-Klinik alleine den Platz beanspruchte, der für HNO- und Augenklinik gemeinsam geplant gewesen war. Deshalb entschied man sich für einen zeitgemäßen Neubau, der beiden Kliniken genügend Platz bot. Aufgrund der Nähe des Freiburger Flughafens mußte erst bei den französischen Streitkräften, die diesen in Gebrauch hatten, ein Antrag auf Genehmigung gestellt werden. 1959 wurde mit dem Bau begonnen, 1960 war Richtfest, 1964 konnte der Neubau bezogen werden. Die Baukosten beliefen sich auf knapp 24 Mio. DM Die Klinik verfügte nun über 143 Betten und einen für damalige Verhältnisse hochmodernen OP-Trakt mit 4 OP-Sälen und einem Behandlungsraum für kleine Eingriffe. Die Abteilung war im 9. Stock untergebracht, auf gleicher Ebene wie die Wachstation.

30 Jahre später

Die Operationssäle und große Teile des Hauses wurden von 1994 bis 2000 umfangreich saniert. Hierfür wurde der Operationstrakt der HNO-Klinik in Container ausgelagert (Diese waren sehr gut eingerichtet, es fehlte nur die Panoramaaussicht). Heute befinden sich die Operationssäle von HNO- und Augenklinik im 9. Stock. Der Augen-OP belegt den südlichen Flügel, der HNO-OP den nördlichen. Der Aufwachraum dazwischen wird von beiden Abteilungen genutzt.