Gefahren durch Zecken
Infektiologie(18.05.2022) Im Sommer steigt die Gefahr, von einer Zecke gestochen zu werden. Die Spinnentiere sind vor allem als Überträger von Krankheitserregern wie der Frühsommer-Meningoenzephalitis (kurz: FSME) oder Borreliose bekannt. Ein Experte des Universitätsklinikums Freiburg klärt über mögliche Schutzmaßnahmen und Behandlungsmöglichkeiten auf.
Zecken sind weltweit verbreitete Parasiten, die sich vom Blut von Säugetieren ernähren. Sie kommen in vielen europäischen Ländern vor und sind meist im kniehohen Gras oder Gestrüpp zu finden. In Deutschland zählen vor allem die südlichen Regionen wie Baden-Württemberg, Bayern sowie Südhessen und Thüringen zu Risikogebieten. „Die meisten Zecken werden bei Temperaturen ab etwa zehn Grad Celsius aktiv. Darum ist im Frühjahr und im Sommer das Infektionsrisiko für FSME oder Borreliose besonders hoch“, weiß Professor Siegbert Rieg, kommissarischer Leiter der Infektiologie der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg.
Bei einer Hautrötung von mehr als fünf Zentimetern Durchmesser nach einem Zeckenstich sollte unbedingt ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. © Fotolia / sasel77
Hilfe bei Borreliose
Am häufigsten wird die von Bakterien verursachte Borreliose übertragen, die Nervensysteme und Gelenke schädigen kann. Treten binnen vier Wochen grippeähnliche Symptome, Fieber, Lymphknotenschwellungen oder die sogenannte Wanderröte auf, sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. „Wird eine Borreliose rechtzeitig diagnostiziert, kann sie gut mit Antibiotika behandelt werden“, so Rieg. Unbehandelt kann sie Krankheitsbilder auslösen, die das Gehirn und das Nervensystem sowie Gelenke und selten auch das Herz schädigen können. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts liegt das Risiko, nach einem Zeckenbiss eine Borrelien-Infektion zu erleiden, bei 2,6 bis 5,6 Prozent. „Da es derzeit noch keine ausreichend wirksame Impfung gibt, sollte sich jeder nach einem Aufenthalt im Grünen gründlich nach Zecken absuchen“, so Rieg. Da Zecken zunächst auf der Suche nach einer geeigneten Stichstelle auf dem Körper beziehungsweise der Kleidung umher laufen, können sie durch gründliches Absuchen schon vor dem Stechen entfernt werden. „Nach einem Einstich dauert es bis zu 1 bis 2 Tage, bis Borrelien übertragen werden. Das rechtzeitige Entfernen von Zecken vermindert das Risiko einer Infektion erheblich“, so Rieg. Ein typisches Symptom einer Borreliose ist die Wanderröte. Diese tritt nach einigen Tagen als deutliche ringförmige Rötung um den Zeckenbiss auf. Bei einer Hautrötung von mehr als fünf Zentimetern Durchmesser nach einem Zeckenstich sollte unbedingt ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Eine generelle Antibiotikatherapie nach einem Zeckenstich wird nicht empfohlen, sie ist erst bei einem begründeten Borrelioseverdacht (Wanderröte und/oder neurologische Beschwerden oder deutliche Gelenkschwellung) angezeigt.
Wirksamer Schutz durch FSME-Impfung
Seltener als die bakteriell bedingte Borreliose ist die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Diese gefährliche Erkrankung kann durch eine infizierte Zecke zu jeder Jahreszeit übertragen werden. Die FSME-Viren tragen die Zecken in ihren Speicheldrüsen, sodass es beim Stich sehr rasch (d.h. innerhalb weniger Stunden) zu einer Übertragung kommen kann.
Im vergangenen Jahr 2021 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) insgesamt 390 FSME-Erkrankungen übermittelt (Stand: 21.01.2022) und somit bedeutend weniger Infektionen als im Jahr 2020 mit 712 Erkrankungen. Durch den Stich einer infizierten Zecke gelangen die Viren in die Blutbahn des menschlichen Körpers und verursachen grippeähnliche Symptome. „Während die Krankheit bei vielen Patient*innen danach als überstanden gilt, greift sie bei anderen das zentrale Nervensystem an. Häufig klingen die Symptome der FSME erst einmal ab, bevor sie nach einer Pause von bis zu einer Woche oder länger erneut zunehmen. Es kann zu hohem Fieber, starken Kopfschmerzen, aber auch Lichtempfindlichkeit, Lähmungen oder Sprachstörungen kommen.“ Das Risiko einen schwereren Verlauf mit einer Entzündung von Hirnhaut, Rückenmarkt oder Gehirn zu erleiden steigt mit zunehmendem Lebensalter. „Der effektivste Schutz vor FSME ist die Impfung“, so Rieg. Die Impfung kann ganzjährig durchgeführt werden. Es empfiehlt sich, mit der Grundimmunisierung in der kalten Jahreszeit zu beginnen, damit zu Beginn der Zeckenzeit ein Immunschutz besteht. Für die Grundimmunisierung sind drei Impfdosen notwendig. „Eine Auffrischimpfung empfiehlt sich alle fünf Jahre, ab dem 50. bzw. 60. Lebensjahr (abhängig vom verwendeten Impfstoff) alle 3 Jahre“, erklärt der Infektiologe.
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