Skoliose: Wenn die Wirbelsäule sich verbiegt
Orthopädie und Unfallchirurgie(29.12.2023) Bei einer Skoliose sind die Wirbel verdreht und in der Folge ist die Wirbelsäule verbogen. Eine idiopathische Skoliose bildet sich in den meisten Fällen während der Pubertät aus. Der Wirbelsäulenchirurg Dr. Peter Obid klärt über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten auf.
Die Ursache einer Skoliose im Kindes- und Jugendalter ist meistens unbekannt und wird dann idiopathisch genannt. Sie entwickelt sich in der Regel während eines Wachstumsschubs in der Pubertät. Mädchen sind von schweren Skoliosen deutlich häufiger betroffen als Jungen. „Eine leichte Skoliose lässt sich von außen teilweise nur schwer erkennen. Bei betroffenen Jugendlichen verkrümmt sich die Wirbelsäule und ist in sich verdreht“, sagt Dr. Peter Obid, Leiter der Sektion Wirbelsäulenchirurgie an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Freiburg.
Die Ursache einer Skoliose im Kindes- und Jugendalter ist meistens unbekannt. Sie entwickelt sich in der Regel während eines Wachstumsschubs in der Pubertät. ©luckyraccoon /iStock
Leichte Formen müssen regelmäßig kontrolliert werden
Skoliosen werden mit dem sogenannten Cobb-Winkel vermessen. Dieser beschreibt den Schweregrad einer Skoliose. Leichte Formen bis 20 Grad werden mittels einer speziellen Physiotherapie behandelt und regelmäßig untersucht. „Diese Form der Skoliose im Kindes- und Jugendalter ist unproblematisch, muss aber regelmäßig kontrolliert werden, bis die Wachstumsphase abgeschlossen ist“, erklärt der Orthopäde. Dadurch lässt sich frühzeitig erkennen, ob die Wirbelsäulenkrümmung zunimmt.
Ein Korsett soll 18 Stunden pro Tag getragen werden
Bei ausgeprägteren Skoliosen kann es zu unterschiedlich hoch stehenden Schultern, einem schiefen Becken, einem schief gehaltenen Kopf und einem Rippenbuckel oder Lendenwulst kommen. Skoliosen ab 20 Grad werden zusätzlich zur Physiotherapie mit einem Korsett behandelt. „Damit es richtig gut hilft, muss es mindestens 18 Stunden pro Tag getragen werden“, so Obid. Ein solches Korsett besteht aus leichtem Kunststoff und wird individuell angepasst, um den Tragekomfort zu erhöhen.
Eine schwere Skoliose muss operiert werden, um Folgeschäden zu vermeiden
Krümmungen ab etwa 40 Grad sollten operiert und korrigiert werden, um Folgeschäden und eine weitere Verschlimmerung zu vermeiden. Bleibt die Skoliose im Jugendalter unbehandelt, kann sie weiter fortschreiten und im zunehmenden Alter Beschwerden durch vorzeitige Verschleißerscheinungen verursachen. Sehr stark ausgeprägte Krümmungen können auch die Funktion von Herz und Lunge beeinträchtigen. Patient*innen mit einer starken Verkrümmung werden in der Regel an einem spezialisierten Wirbelsäulenzentrum wie dem Universitätsklinikum Freiburg operiert. Eine Korsettnachbehandlung ist nach der Operation nicht notwendig.
Degenerative Skoliosen
Skoliosen können aufgrund von degenerativen Veränderungen auch in höherem Alter neu entstehen. Diese Skoliosen machen sich in erster Linie durch Rückenschmerzen, einen Haltungsverlust oder in die Beine ausstrahlende Schmerzen bemerkbar. Bei deutlich eingeschränkter Lebensqualität kann auch bei älteren Patient*innen eine Korrektur der Skoliose erfolgen. Dadurch können Haltung, Schmerzen und die Lebensqualität verbessert werden.
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