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Medikamente richtig einnehmen im Alter

Pharmazie

(21.08.2025) Die richtige Dosierung rettet Leben: Warum bei älteren Menschen Medikamente besonders sorgfältig eingestellt werden müssen. Ein Experte erklärt.

Wenn ältere Menschen Medikamente einnehmen, ist besondere Sorgfalt gefragt. Die Kunst der richtigen Dosierung entscheidet oft über Wohlbefinden und Lebensqualität – manchmal sogar über Leben und Tod. Prof. Dr. Martin Hug, Leiter der Apotheke am Universitätsklinikum Freiburg: „Die Organe von älteren Menschen arbeiten anders, und das muss bei der Arzneimitteltherapie unbedingt berücksichtigt werden“, betont Hug.

Die Einnahme von zu vielen Medikamenten erhöht das Risiko von Wechselwirkungen enorm. ©freepik

Medikamente wirken im Alter anders

Mit zunehmendem Alter verändern sich die Funktionen von Leber und Nieren – zwei Organe, die maßgeblich für den Abbau und die Ausscheidung von Wirkstoffen verantwortlich sind. Hug erklärt: „Viele Medikamente bleiben bei älteren Menschen länger im Körper. Wird die Dosierung nicht angepasst, kann das zu gefährlichen Nebenwirkungen führen.“ Besonders kritisch ist das bei Medikamenten gegen Bluthochdruck, Diabetes oder Schmerzen. Im Alter kann aber auch die Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Wirkstoffen zu- oder abnehmen. Das kann zum Beispiel bei Gerinnungshemmern, Antidiabetika und bestimmten Psychopharmaka der Fall sein.

Polypharmazie: Wenn viele Medikamente zum Risiko werden

Viele Senior*innen nehmen täglich fünf oder mehr Medikamente ein. Das erhöht das Risiko für Wechselwirkungen enorm. „Die gleichzeitige Einnahme verschiedener Präparate kann dazu führen, dass sich Wirkstoffe gegenseitig verstärken oder abschwächen“, warnt Hug. Deshalb sei es unerlässlich, die gesamte Medikation regelmäßig zu überprüfen und anzupassen.

Die Bedeutung der richtigen Dosierung

Standarddosierungen, wie sie bei jüngeren Erwachsenen üblich sind, sind für ältere Menschen oft ungeeignet. „Wir müssen die Dosierung individuell anpassen – und zwar nicht nur nach Alter, sondern auch nach Nierenfunktion, Gewicht und Begleiterkrankungen“, so Hug. Er empfiehlt, bei jeder Neueinstellung oder größeren Änderung der Medikation die Nierenfunktion zu kontrollieren. Das ist besonders wichtig, wenn in der Vergangenheit bereits Probleme mit der Niere diagnostiziert worden sind.

Listen wie PRISCUS helfen, Risiken zu vermeiden

Um gefährliche Neben- oder Wechselwirkungen zu vermeiden, gibt es Hilfsmittel wie die PRISCUS-Liste. Sie nennt Medikamente, die für ältere Menschen besonders riskant sind, und schlägt besser verträgliche Alternativen vor. Hug betont: „Solche Listen sind ein wichtiger Leitfaden, aber sie ersetzen nicht die individuelle ärztliche und pharmazeutische Beratung.“

Folgende Nebenwirkungen können unter anderem durch Medikamente ausgelöst werden, die ältere Menschen oft verschrieben bekommen:

  • Stürze
    Schlaf- und Beruhigungsmittel, blutdrucksenkende Medikamente, Medikamente gegen Demenz, Parkinson-Medikamente
  • Verwirrung
    Schlaf- und Beruhigungsmittel, Medikamente gegen Depression, Neuroleptika, Parkinson-Medikamente, Schmerzmittel (Opioide), Medikamente gegen Harninkontinenz
  • Trockener Mund
    Medikamente gegen Depression, Neuroleptika, Medikamente gegen Harninkontinenz, einige Parkinson-Medikamente
  • Schwindel und Benommenheit
    Schlaf- und Beruhigungsmittel, blutdrucksenkende Medikamente, Medikamente gegen Demenz, Parkinson-Medikamente
  • Übelkeit, Bauchschmerzen, Verstopfung
    Schmerzmittel (Opioide), Medikamente gegen Depression, Parkinson-Medikamente, Eisenpräparate
  • Probleme beim Wasserlassen
    Medikamente gegen Depression, Neuroleptika, Medikamente gegen Harninkontinenz, Parkinson-Medikamente
  • Inkontinenz
    Schlaf- und Beruhigungsmittel, blutdrucksenkende Medikamente, Parkinson-Medikamente, Medikamente gegen Demenz
  • Schlafstörungen
    Medikamente gegen Depression, einige Parkinson-Medikamente, einige blutdrucksenkende Mittel

Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist entscheidend

Die sichere Arzneimitteltherapie älterer Menschen gelingt am besten im Team. Am Universitätsklinikum Freiburg arbeiten Ärztinnen, Ärzte, die Pflege und Apotheker*innen eng zusammen, um Risiken zu minimieren. „Nur wenn wir gemeinsam auf die Bedürfnisse der Patient*innen eingehen, können wir Nebenwirkungen und Krankenhausaufenthalte verhindern“, fasst Hug zusammen.

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