Schnelle Hilfe bei Herzinfarkt: So retten Chest Pain Units Leben
Kardiologische Intensiv- und Notfallmedizin(20.10.2025) Plötzlicher Brustschmerz – dabei denken viele an Stress oder Verspannung. Doch manchmal steckt ein Herzinfarkt oder eine andere lebensbedrohliche Ursache dahinter. In spezialisierten Notfalleinheiten, den sogenannten Chest Pain Units, wird jede Minute genutzt um zu helfen.
Rund 300.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland an Herz-Kreislauferkrankungen – viele davon völlig unerwartet. Eine schnelle und gezielte Diagnostik ist deshalb oft entscheidend. In sogenannten Chest Pain Units – Brustschmerz-Einheiten – werden Patient*innen mit akuten Brustschmerzen und Verdacht auf Herzinfarkt sofort und mit viel gebündelter Erfahrung untersucht. Und das nach klaren medizinischen Leitlinien.

In der Chest Pain Unit zählt jede Minute – modernste Diagnostik und schnelle Behandlung können Leben retten. ©Drazen Zisic/freepik
Zielgerichtete Behandlung direkt nach der Einlieferung
„In der Chest Pain Unit behandeln wir Patient*innen mit akuten Schmerzen im Brustbereich sehr schnell und strukturiert – und das ab dem Moment der Einlieferung,“ erklärt Dr. Roland Schmitz, Geschäftsführender Oberarzt Kardiologische Intensiv- und Notfallmedizin der Klinik für Kardiologie und Angiologie des Universitäts-Herzzentrum Freiburg • Bad Krozingen am Universitätsklinikum Freiburg.
Die Erstdiagnostik spart wertvolle Zeit
Die Patientin oder der Patient wird sofort ans EKG angeschlossen – das Herz wird also rund um die Uhr überwacht. Zeitgleich beginnt die strukturierte Untersuchung: Blutproben, Ultraschall am Bett und ein ausführliches Gespräch zur Krankengeschichte. „Mit EKG und Ultraschall können wir oft schon in den ersten Minuten am Bett den Verdacht in die richtige Richtung lenken und dann gezielt weitergehende Untersuchungen einleiten, um sicher nachzuweisen – oder auszuschließen –, ob zum Beispiel ein Herzinfarkt, eine Lungenembolie oder eine gefährliche Verletzung der Hauptschlagader vorliegt,“ erklärt Schmitz. Diese Erstdiagnostik spart wertvolle Zeit.
CT-Bildgebung bei unklaren Fällen
Bleibt die Ursache unklar, folgt oft eine Computertomographie (CT) mit Kontrastmittel. Damit lassen sich schwerwiegende Erkrankungen wie ein Pneumothorax (Luft zwischen Lunge und Brustwand), eine Aortendissektion (Riss in der Hauptschlagader) oder eine Lungenembolie sicher ausschließen. „Wir können mit dem Kontrastmittel sogar die Herzkranzgefäße sichtbar machen,“ sagt Schmitz. Wird hier eine starke Verengung entdeckt, zählt jede Minute, um einen drohenden Herzinfarkt zu verhindern.
Herzkatheter: Diagnose und Therapie in einem Schritt
Zeigt das EKG einen Herzinfarkt oder ergeben die anderen genannten Untersuchungen Hinweise für eine Verengung der Herzkranzgefäße, wird eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt. Dabei wird in örtlicher Betäubung ein dünner Schlauch über die „Pulsader“ am Handgelenk oder seltener von der Leiste bis zum Herzen geführt. Per Röntgenkontrastmittel und Durchleuchtung lassen sich die Herzkranzgefäße genau darstellen. Wird eine Engstelle gefunden, kann direkt behandelt werden – etwa mit einer sogenannten Ballondilatation und dem Einsetzen eines Stents, also eines kleinen Drahtgerüsts, welches das Gefäß offenhält.
Gut informiert und sicher weiterbehandelt
Über die Untersuchungen werden die Patient*innen vorher aufgeklärt. Nach Abschluss aller Untersuchungen werden die Ergebnisse verständlich besprochen und die weiteren Schritte und Medikamente erklärt. Wenn akute oder bedrohliche Erkrankungen sicher ausgeschlossen werden konnten, ist die Entlassung oft noch am gleichen Tag möglich, nach Herzkatheter-Eingriffen oft schon am nächsten Tag. „Die weitere Betreuung übernehmen dann die Hausärzt*innen oder Kardiolog*innen vor Ort in enger Abstimmung mit uns,“ erklärt Schmitz.
Fazit: Chest Pain Units sind speziell darauf ausgelegt, bei Brustschmerzen schnell die richtigen Schritte einzuleiten, um beispielsweise einen Herzinfarkt auszuschließen. Dank standardisierter Abläufe und moderner Technik kann oft schon innerhalb kürzester Zeit eine lebensrettende Behandlung erfolgen – ganz nach dem Motto: Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig handeln.
Auf dem YouTube-Kanal des Universitätsklinikums Freiburg finden Sie ein Erklärvideo zur Chest Pain Unit
Schnell erklärt: Wann bei Brustschmerzen zum Arzt
- Plötzlicher Schmerz im Brustkorb, der länger als fünf Minuten anhält
- Schmerz, der in Arme, Rücken, Kiefer oder Magen ausstrahlt
- Begleitende Symptome wie Atemnot, Übelkeit oder Angstgefühl
- Bei Unsicherheit: Immer den Notruf 112 wählen!
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