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Freiburger Zentrum für Frauen mit Genitalbeschneidung

Female Genital Mutilation/Cutting (FGM/C)

Weltweit gibt es in 34 Ländern über 200 Mio. betroffene Frauen und Mädchen mit weiblicher Genitalverstümmelung. Allein in Deutschland leben schätzungsweise fast 75.000 Betroffene, davon in Baden-Württemberg knapp 8000 (Terre des Femmes 2019).

Oft wissen die Betroffenen und auch die betreuenden Ärzt*innen nicht, an wen sie sich bei gesundheitlichen Problemen, die mit FGM/C zusammenhängen, wenden können.

FGM/C stellt ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko für die betroffenen Frauen dar und kann besonders bei Schwangerschaft und Geburt zu schwerwiegenden Komplikationen für Mutter und Kind führen.

Daher bieten wir an der Universitätsfrauenklinik eine spezialisierte Sprechstunde für Frauen an, die von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen sind.

Aktuelles - FGM/C Zentrale Anlaufstelle Baden-Württemberg (fgmc-bw.de)

Mai - Oktober 2023 - Vortragsreihe - Medizinische Aspekte von Female Genital Mutilation/Cutting

Der Flyer kann hier  aufgerufen werden.

https://fgmc-bw.de/vortragsreihe-medizinische-aspekte-von-fgm-c/

Mit einer kultursensiblen Ärzt*in nehmen wir uns für das Anliegen der Patientin ausreichend Zeit.

Bitte bringen Sie bei Sprachschwierigkeiten wenn möglich eine Dolmetscher*in mit - oder kontaktieren Sie uns im Vorfeld für die Vermittlung einer Dolmetscher*in.

Sprechzeiten: Montags ab 12Uhr und nach individueller Absprache

Kontakt und Anmeldung unter:

Telefon Ambulanz: 0761 270 30020, Fax 0761 270 29290

email: frk.fgm@uniklinik-freiburg.de

Online Anmeldung

Dr. med. Isabel Runge: Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Leiterin des Zentrums, Beratung, operative Therapie, rekonstruktive Vulva-Chirurgie, konservative Therapie.

Dr. med. Filiz Markfeld-Erol : Oberärztin, Stellv. Leitung Geburtshilfe, Geburtsplanung.

Prof. Dr. Maximilian Klar: Stellv. Ärztl. Direktor, Leitung Dysplasie, Gynäkologische Onkologie, operative Therapie, rekonstruktive Vulva-Chirurgie.

Marlene Mathis:  Assistenzärztin, Mitarbeit in der FGM/C-Sprechstunde.

Johanna Häussler:  Assistenzärztin, Mitarbeit in der FGM/C-Sprechstunde.

Anne-Catherine Girondin und Lynn Schaffert: Ansprechpartnerinnen, Sprechstundenassistenz und Koordination.

  • Beratung und Information von Betroffenen
  • Klinische Untersuchung und Beurteilung ob und welcher FGM/C- Typ vorliegt.
  • Ausstellung von Bescheinigungen und Gutachten
  • Medizinische Versorgung bei gesundheitlichen Beschwerden und Komplikationen
  • Operative Therapie: Defibulation, Rekonstruktion der Schamlippen, Rekonstruktion der Klitoris, Entfernung von Narbenstrikturen oder Einschlusszysten
  • Beratung vor, während und nach der Schwangerschaft, Geburtsplanung bei FGM/C
  • Prävention, Aufklärung über die rechtliche Situation
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachgebieten.
    Intern: Psychosomatik/Psychotherapie, Sexualmedizin, Schmerztherapie, Pädiatrie, Sozialdienst.
    Extern: Kooperation mit anderen FGM/C-Zentren.

In einem ersten Gespräch nehmen wir uns Zeit das Anliegen der Betroffenen, ihre Geschichte und aktuellen Beschwerden zu erfahren. Dies kann gerne in Begleitung einer Vertrauensperson und wenn nötig idealerweise mit einer Dolmetscher*in erfolgen.

Wir legen äußersten Wert auf einen einfühlsamen und kultursensiblen Umgang.

Nach einer körperlichen Untersuchung legen wir gemeinsam mit der Patientin fest, welche Art der Therapie für sie die beste ist. Hier reicht die Spannbreite von Beratung und konservativer Therapie über Eröffnung einer Infibulation (Defibulation) bis zur Rekonstruktion der Klitoris und Schamlippen bei entsprechender Indikation.

Handelt es sich um eine Beurteilung im Rahmen des Asylverfahrens erhält die Patientin einen ausführlichen Bericht. Bei der weiteren Behandlung ziehen wir wenn nötig andere Fachdisziplinen im Sinne eines multimodalen Therapiekonzeptes hinzu (z.B. Psychosomatik, Sexualmedizin, Physiotherapie, Schmerztherapie).

Kontaktieren Sie uns gerne bei Fragen rund um das Thema FGM/C. Oft ist es schwierig eine Beschneidung festzustellen, gerade bei Typ I oder II. Die Betreuung und Beratung der Betroffenen ist oft zeitintensiv und Sie finden in Ihrem eng getakteten Praxisalltag manchmal nicht die entsprechende Zeit dafür. Gerne können Sie die Patientin zur Beurteilung und Beratung zu uns schicken.

Uns ist ebenfalls daran gelegen das Bewusstsein und Wissen über FGM/C zu erhöhen und die Zusammenarbeit mit Ärzt*innen und anderen beteiligten Berufsgruppen in unserer Region zu verbessern. Daher bieten wir regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen zu diesem Thema an.

Um ein besseres Netzwerk für Versorgung und Prävention bezüglich FGM/C aufzubauen freuen wir uns über die Zusammenarbeit mit Ihnen und sind offen für weitere Anregungen.

Kontakt:
email: frk.fgm@uniklinik-freiburg.de
oder:  Dr. med. I. Runge

 

Artikel der Badischen Zeitung:

https://www.badische-zeitung.de/von-genitalverstuemmelung-betroffene-frauen-erhalten-hilfe-in-freiburg--199891165.html

https://www.badische-zeitung.de/freiburger-aerztin-maedchen-muessen-vor-beschneidung-geschuetzt-werden

 

Fachtag FGM/C (Wegen COVID19-Pandemie verschoben auf 2021). zum Fachtag

Jahrestagung der AG FIDE - Sektion der DGGG: Arbeitsgemeinschaft für Frauengesundheit in der Entwicklungszusammenarbeit: 22.-24. Oktober 2021. save the date

Aktuell führen wir eine Fragebogenerhebung unter Gesundheitspersonal in Kliniken und Praxen in der Region Südbaden durch, um den Wissensstand und Fortbildungsbedarf zum Thema weibliche Genitalverstümmelung zu erfassen

Wir beschäftigen uns darüber hinaus mit FGM/C in anderen Ländern - ethnokulturelle Aspekte von FGM/C in Lateinamerika.

Weitere wissenschaftliche Projekte im Aufbau sind:

  • Aufbau einer Registerstudie zu FGM/C
  • Ausbildungsstand und -bedarf zu FGM/C unter Medizinstudierenden in Deutschland: Etablierung des Themas FGM/C in die Curricula der Hochschulen

Bei Interesse an einer Doktorarbeit zu FGM/C wenden Sie sich bitte an:

isabel.runge@uniklinik-freiburg.de

FGM/C ist seit dem Sommersemester 2020 mit einer Vorlesung und einem Webinar fester Bestandteil der Ausbildung von Medizinstudierenden im Rahmen des Fachs Gynäkologie.

Zudem bieten wir regelmäßig Fortbildungen für interne und externe Teilnehmer*innen an. Siehe "aktuelles"

  • Ausstellung von Bescheinigung und Gutachten
  • Eltern Aufklärung über gesundheitliche Folgen, schäden und Komplikation von FGM
  • Prävention, Aufklärung über die rechtliche Situation (Kinderschutz, Bundeschutzbrief)
  • Enge Kooperation mit Kinderschutzzentrum um Eltern zu unterstützen ihre Tochter vor der Beschneidung zu schützen

 
Schutzbrief:
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/franziska-giffey-stellt-schutzbrief-der-bundesregierung-vor-165626 Bundesschutzbrief (deutschsprachig )
https://lessan.eu/bundesschutzbrief  Bundesschutzbrief (Mehrsprachig)

Wir arbeiten eng mit dem Kinderschutzzentrum zusammen:
https://www.uniklinik-freiburg.de/kinderklinik/behandlungsspektrum/kinderschutzzentrum-und-fruehe-hilfen.html

 

Weibliche Genitalverstümmelung beinhaltet alle Formen der partiellen oder kompletten Entfernung des äußeren Genitals oder andere Beschädigungen des äußeren Genitals ohne medizinischen Hintergund. (WHO, 2016)

WHO-Klassifikation

Die folgenden Darstellungen und Klassifikationen wurden entnommen aus:

Abulcadir et al. (2016) FGM, a visual reference and learning tool for health care professionals, Obstetrics & Gynecology, ACOG

siehe auch:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27741194/

https://journals.lww.com/greenjournal/Abstract/2016/11000/Female_Genital_Mutilation__A_Visual_Reference_and.4.aspx
 

FGM Typ I: partielle oder totale Entfernung der Klitoris, des Päputiums oder beidem.

Ia: Entfernung des Präputiums der Klitoris
Ib: Entfernung von Präputium und Glans der Klitoris

 

FGM Typ II partielle oder totale Entfernung der Klitoris, der Labia minora mit oder ohne Entfernung der Labia majora

IIa: Entfernung der Labia minora
IIb: partielle oder totale Entfernung der Klitoris mit Entfernung der Labia minora
IIc: partielle oder totale Entfernung der Klitoris mit Entfernung der Labia minora und majora

 

FGM Typ III (Infibulation): Verengung der Scheidenöffnung mit Bildung einer Narbenplatte durch Entfernung und Apposition der Labia minora oder majora oder beiden, mit oder ohne Entfernung der Klitoris

Typ IIIa: Entfernung der Labia minora mit oder ohne Entfernung der Klitoris
Typ IIIb: Entfernung der Labia minora und majora, mit oder ohne Entfernung der Klitoris

 

FGM Typ IV: Jeder andere schädliche Eingriff am weiblichen Genital, ohne medizinischen Grund

Z.B.: Piercing, Verätzung, Durchstechung, Verödung.

 

Awo G., Zerm, C., O’Dey, D. et al. (2018) Weibliche Genitalverstümmelung im Flüchtlingskontext.

Herausforderungen und Handlungsempfehlungen. Plan International

  • Akute Komplikationen
    Blutung, Infektion (HIV, Hepatitis, Gangrän), Sepsis, Schock, Tod, Verletzung von Nachbarorganen (Urethra, Anus, Vagina), psychisches Akuttrauma.
     
  • Langzeitfolgen
    Chronische und rezidivierende HWI’s, Steinbildung, verlängerte Miktion, Dysmenorrhoe, Dyspareunie, Vulvodynie, Hämatokolpos/Hämatometra, Narbenkeloide, Klitorisneurinome, Abszesse, Vaginalstenose, Inklusionszysten, Infertilität, psychisches Trauma, Depression, PTBS, Angststörung.
     
  • Komplikationen bei Geburt
    Protrahierte Geburt, erschwerte/unmögliche VU oder MBU, postnatale Hämorrhagie, Fistelbildung, höhergradige Geburtsverletzungen, erhöhte perinatale Mortalität.

Artikel der Badischen Zeitung:

https://www.badische-zeitung.de/von-genitalverstuemmelung-betroffene-frauen-erhalten-hilfe-in-freiburg--199891165.html

https://www.badische-zeitung.de/freiburger-aerztin-maedchen-muessen-vor-beschneidung-geschuetzt-werden

En-Nosse M., Sendelbach N. et al. (2023) Versorgungssituation von Frauen mit Female Genital Mutilation/Cutting in Deutschland, Frauenarzt

En-Nosse M., Runge I. et al. (2022) Female Genital Mutilation in Deutschland – erkennen und behandeln, Frauenheilkunde up2date

19.02.2019: Zeitungsartikel Interview Dr. En-Nosse im Südkurier, Nr. 31 download

Abulcadir et al. (2016) FGM, a visual reference and learning tool for health care professionals, Obstetrics & Gynecology, ACOG

Awo G., Zerm, C., O’Dey, D. et al. (2018) Weibliche Genitalverstümmelung im Flüchtlingskontext. Herausforderungen und Handlungsempfehlungen. Plan International

Empirische Studie zu weiblicher Genitalverstümmelung in Deutschland, INTEGRA, RAMBOLL 02/2017

O’dey DM, (2017)Die komplexe Rekonstruktion der Vulva nach weiblicher Genitalverstümmelung/ Genitalbeschneidung, Der Urologe.

Berg et al. (2017) The effectiveness of surgical interventions for women with FGM/C: a systematical review. BJOG

Foldès P, et al. (2012) Reconstructive surgery after female genital mutilation: a prospective cohort study. The Lancet

C. Zerm  (2007) Leitfaden der AG FIDE, DGGG: Weibliche Genitale Beschneidung – Umgang mit Betroffenen und Prävention

https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/female-genital-mutilation
(24.02.2020)

https://www.frauenrechte.de/images/downloads/fgm/FGM-C-Dunkelzifferstatistik-2019.pdf
(24.02.2020)

https://www.hug-ge.ch/en/gynecologie/female-genital-mutilation
(24.02.2020)

https://www.youtube.com/watch?v=0vI_4PZTkME
Countering myths about FGM/C | Jasmine Abdulcadir | TEDxPlaceDesNationsWomen (2019)
(24.02.2020)

https://www.youtube.com/watch?v=fbKPqE6Vj_c
Defibulation: a visual reference and learning tool, Abdulcadir (2018)
(24.02.2020)

https://www.dfc-waldfriede.de
(24.02.2020)

https://www.luisenhospital.de/luisenhospital-aachen/kliniken/plastische-rekonstruktive-u-aesthetische-chirurgie/unsere-leistungen/weibliche-geschlechtsmerkmale
(24.02.2020)

Klinik für Frauenheilkunde

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Ärztlicher Direktor