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Dem Herz auf die Sprünge helfen

Kardiologie

(29.03.2016) Regelmäßiges Sporttreiben wirkt sich nicht nur auf die Ausdauer und das Wohlempfinden positiv aus, sondern auch auf das Herz. Um Herzerkrankungen zu vermeiden, ist Sport eine gute Prävention. „Allein durch aktives Bewegen im Alltag, zum Beispiel durch Treppensteigen statt Aufzug und kurze Distanzen zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen, kann viel erreicht werden“, sagt PD Dr. Torben Pottgießer, Leitender Oberarzt am Institut für Bewegungs- und Arbeitsmedizin des Universitätsklinikums Freiburg. Klassischerweise empfehlen sich Sportarten wie Radfahren, Schwimmen oder Laufen, im Winter auch moderater Skilanglauf. Vor allem sollte der Sport Freude machen. „Wenn bisher wenig Sport getrieben wurde, kann auch Nordic Walking Herzerkrankungen entgegenwirken. Auch Mannschaftssportarten wie Fußball eignen sich bedingt, solange insgesamt die körperliche Aktivität steigt und zu intensive Belastungen dauerhaft vermieden werden“, sagt Pottgießer.

Ideale Prävention  

Bei leichtem Sport sind zum Beispiel 30 Minuten Nordic Walking vier Mal die Woche empfehlenswert, auch ein aktiver Lebensstil mit beispielsweise regelmäßigem Treppensteigen und Gartenarbeit ist von Bedeutung. Bei stärkerer Intensität wie Jogging sollten insgesamt mindestens eine bis anderthalb Stunden pro Woche absolviert werden, zum Beispiel an drei Tagen jeweils 30 Minuten. „Die Häufigkeit und Regelmäßigkeit ist wichtiger als die absolute Dauer, so dass einmal pro Woche für zwei Stunden nicht empfehlenswert ist“, rät Pottgießer.  

Die Bewegung beeinflusst viele körperliche Systeme gleichzeitig und wirkt insbesondere den Risikofaktoren entgegen, die das Herz- und das Gefäßsystem betreffen. „Es kommt parallel zu einer Verbesserung der Blutdruckregulation und des Fettstoffwechsels sowie einer Minderung der Insulinresistenz. Der Puls wird ruhiger und das Herz zieht sich unter Belastung besser zusammen“, erklärt Pottgießer. Der Effekt für die Herzgesundheit ist so hoch, dass ihn ein einzelnes Medikament nicht erreichen kann.  

Für Herzpatienten: Training unter Aufsicht  

Herzpatienten sollten sich vor dem Sporttreiben ärztlich untersuchen lassen. Am besten ist gerade zu Anfang ein Training unter Aufsicht, zum Beispiel in einer Koronarsportgruppe, einem Verein oder einem Fitnessstudio. Patienten, die zuvor inaktiv waren, sollten nur mit leichter Intensität beginnen und auf die typischen Symptome einer koronaren Herzerkrankung besonders achten. Dazu gehören ein Druckgefühl im Brustbereich und starke Atemnot. Wenn diese Symptome auftreten, muss die Aktivität sofort beendet werden. „Ein Notfallmedikament, wie zum Beispiel ein Nitrospray, und ein Handy dabei zu haben, kann im Ernstfall entscheidend sein“, sagt Pottgießer. Bei Hitze, Kälte und Ozonbelastung sollte das Sporttreiben eingeschränkt werden. Auch für Herzpatienten gilt: Lieber kürzer und dafür häufiger trainieren.  

Intensität langsam steigern  

Patienten, die einen Herzinfarkt hatten, werden in der Regel schon in den ersten Wochen im Rahmen der Anschlussbehandlung wieder an körperliche Aktivität herangeführt und lernen einen Intensitätsbereich kennen, in dem sie sich bewegen können. Die Intensität wird dabei langsam gesteigert. „Dabei muss man unterscheiden, wie kompliziert der Herzinfarkt war, also ob er mit einer relevanten Verminderung der Pumpleistung einherging oder nicht. Wenn nach der Rehabilitation eine stabile Situation besteht, sollte regelmäßig trainiert werden. Dabei sind alle Ausdauersportarten geeignet“, betont Pottgießer. Schwimmer sollten aufgrund der Temperaturunterschiede im kalten Wasser vorsichtig sein und langsam ihre Belastung steigern. „Durch die körperliche Aktivität kann die Sterblichkeit auch bei bestehender koronarer Herzerkrankung ebenso wie bei Herzinsuffizienz  gesenkt werden, so dass diese einen wichtigen Stellenwert in der Therapie von Herzpatienten einnimmt“, sagt Pottgießer.

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