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Kann einem Kunstherzen der Strom ausgehen?

Herz- und Gefäßchirurgie

(09.12.2016) Fast zwei Millionen Menschen leiden in Deutschland an einer Herzschwäche, bei der das Herz es nicht mehr alleine schafft, genug Blut durch den Körper zu pumpen. Herkömmliche Therapien wie spezielle Medikamente können das Herz wieder stärken. Helfen diese Behandlungsmethoden nicht, besteht die Möglichkeit, dass eine sogenannte terminale Herzinsuffizienz entsteht. Das Herz ist dann so sehr geschwächt, dass seine Pumpleistung nicht mehr ausreicht, um den Körper am Leben zu halten. Für einige Patienten ist ein batteriebetriebenes Herzunterstützungssystem (im allgemeinen Sprachgebrauch auch als „Kunstherz“ bezeichnet) dann die rettende Unterstützung.

Doch was ist, wenn die Batterien leer werden, so wie es kürzlich einem Mann in der Nähe von Freiburg passiert ist? Prof. Dr. Friedhelm Beyersdorf, Ärztlicher Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Universitäts-Herzzentrums Freiburg ∙ Bad Krozingen, beantwortet drei Fragen zu diesem Thema.

Wieso können die Batterien eines Kunstherzens leer werden?

„Das Herzunterstützungssystem, häufig als Kunstherz bezeichnet, besteht aus einer im Körper implantierten Pumpe (Zentrifugal- oder Axialpumpe), die zwischen der Herzspitze und der Hauptschlagader eingesetzt wird. Ein kleines Kabel, welches aus dem Bauch der Patienten geleitet wird, verbindet das Kunstherz mit den außen am Körper liegenden Steuereinheit und Batterien. Die Pumpe muss ständig mit Strom versorgt werden, damit sie das erkrankte Herz des Patienten unterstützen kann. Die Batterien sind aufladbare Akkus. Sind sie leer, müssen sie ausgetauscht und aufgeladen werden. Während früher die Batterien nur sechs Stunden die Pumpe betreiben konnten, halten sie nun fast 16 bis 18 Stunden.“

Was passiert, wenn die Batterien des Kunstherzens leer werden?

„Sowas kann eigentlich nicht passieren, da das System doppelt gesichert ist. Die Pumpe wird immer durch zwei Akkus gleichzeitig mit Strom versorgt. Daher sollte der Patient immer zwei vollgeladene Ersatzakkus bei sich führen. Ein Signalton weist den Kunstherzpatienten darauf hin, dass die sich am Gerät befindlichen Akkus bald leer sind und unbedingt ausgetauscht werden müssen. Im ungewöhnlichen Fall, dass der Patient entladene oder gar keine Akkus dabei hat, hört die Pumpe auf zu arbeiten. Der Kunstherzpatient sollte dann so schnell wie möglich nach Hause gehen, um neue Akkus einzusetzen. Wichtig ist, dass er in diesem Fall nicht selbst mit dem Auto nach Hause fährt, sondern sich Hilfe holt. Am besten ruft er die immer erreichbare Notfall-Hotline der Klinik an, in der ihm das Herzunterstützungssystem implantiert worden ist. Von dort kann dann am schnellsten ein Transport nach Hause zu den vollgeladenen Batterien organisiert werden, zum Beispiel durch die Polizei.“

Wie sieht die Zukunft aus? Werden Batterien irgendwann überflüssig sein?

„Das Universitäts-Herzzentrum Freiburg ∙ Bad Krozingen hat sich im Rahmen eines Forschungsprojekts darauf spezialisiert, an Verbesserungen dieser Unterstützungssysteme zu arbeiten und sie weiter zu entwickeln. Unser Ziel ist es, dass irgendwann die Batterien per Induktion aufgeladen werden können und kein Kabel aus dem Körper herausgeführt werden muss. Das Mittragen der Batterien in einer Umhängetasche schränkt die Patienten in ihrem Alltag ein, zum Beispiel können sie nur noch vorsichtig duschen und nicht mehr baden. Dennoch sind sie mit dem heutigen Herzunterstützungssystem viel mobiler als früher. Nach wie vor ist für die Patienten nur ein Spenderherz eine dauerhafte Lösung, daher ist es wichtig, dass sich viele Menschen als Organspender registrieren.“

Mit einem chirurgischen Eingriff wird das Kunstherz an das kranke Herz angeschlossen. Hierbei wird das eigene Herz nicht ersetzt, sondern durch eine mechanische Pumpe unterstützt. Die batteriebetriebene Pumpe bringt die volle Leistung eines gesunden Herzens und kann acht bis zehn Liter Blut pro Minute fördern.

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