Zu den Inhalten springen

Möglicher Ansatzpunkt für Hepatitis-C-Impfung gefunden

Wichtiger Zelltyp reagiert hochspezifisch auf Virusinfektionen

Bevor ein Virus im Körper bekämpft werden kann, muss das Immunsystem es erkennen. Wissenschaftler des Universitätsklinikums Freiburg haben nun bei einem entscheidenden Zelltyp nachgewiesen, dass dieser in der Lage ist, Viren zu unterscheiden und eine gezielte Immunantwort auszulösen. Bei Patienten mit akuter Hepatitis C zeigten sie, dass ein Teil der sogenannten follikulären T-Helferzellen (Tfh-Zellen) die Viruspartikel erkannte und dadurch aktiviert wurde. Zudem fanden sie starke Hinweise, dass die Zellen die Antikörper-Produktion gegen das Virus steuern. Die Forscher hoffen, damit langfristig zur Entwicklung einer Hepatitis-C-Impfung beizutragen. Ihre Ergebnisse präsentierten sie Mitte November im Fachmagazin Gastroenterology.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind bis zu 150 Millionen Menschen mit Hepatitis C infiziert. Etwa 50.000 Menschen sterben jährlich an Leberschäden, die das Hepatitis-C-Virus verursacht.

Verständnis des körpereigenen Antiviren-Programms erlaubt bessere Impfungen

Die Forscherinnen und Forscher der Klinik für Innere Medizin II (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Robert Thimme) des Universitätsklinikums Freiburg sortierten zunächst in Zusammenarbeit mit Kollegen aus dem Universitätsklinikum München-Großhadern die Immunzellen, die auf das Hepatitis-C-Virus reagieren. Anhand von zwei Oberflächenproteinen identifizierten sie dann die follikulären T-Helferzellen (Tfh-Zellen). Sie stellten fest, dass Patienten mit akuter Infektion deutlich mehr Virus-spezifische Tfh-Zellen im Blut hatten als solche mit chronischer Infektion oder gesunde Probanden. Zudem stieg mit der Zahl der aktivierten Tfh-Zellen auch die Menge der Hepatitis-C-Antikörper. Das untermauert die bisherige Vermutung, dass Tfh-Zellen an der Steuerung der Antikörper-Produktion beteiligt sind. Die Antikörper wiederum binden das Virus und machen es damit unschädlich.

„Diese speziellen T-Helferzellen spielen in der Virus-Abwehr offensichtlich eine wichtige Rolle. Damit sind sie auch ein ideales Ziel für die Entwicklung von Impfungen“, sagt Studienleiter Dr. Tobias Böttler. Die Studie deutet darauf hin, dass die untersuchten Tfh-Zellen B-Zellen des Immunsystems aktivieren. Diese sind für die Produktion von Antikörpern zuständig und bilden nach der überstandenen Infektion sogenannte Gedächtniszellen. Tritt der Erreger später erneut auf, können diese Gedächtniszellen extrem schnell und effektiv reagieren. Auf diesem Prinzip basieren alle Impfungen. „Wir hoffen, mit unserer Forschung der Entwicklung einer Hepatitis-C-Impfung etwas näher gekommen zu sein“, sagt Dr. Böttler.

Zwar steht seit kurzem eine neue Hepatitis-C-Therapie zu Verfügung, mit der fast alle Patienten schnell und zuverlässig geheilt werden können. Allerdings sind die Medikamente sehr teuer und stehen einem Großteil der Betroffenen in ärmeren Ländern nicht zu Verfügung. Um die Hepatitis C weltweit in den Griff zu bekommen wäre eine prophylaktische Impfung sehr hilfreich.

Original-Titel der Arbeit: Virus-specific CD4+ T Cells Have Functional and Phenotypic Characteristics of Follicular T helper Cells in Patients With Acute and Chronic HCV Infections

DOI: 10.1053/j.gastro.2015.11.005

Link zur Studie:www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26584604

Kontakt:
Dr. Tobias Böttler
Klinik für Innere Medizin II
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-36140
tobias.boettler@uniklinik-freiburg.de

Weitere Informationen:

Arbeitsgruppe Dr. Tobias Böttler

Beitrag: Keine Angst vor Hepatitis C

Zurück