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Kinderwunsch trotz HIV-Infektion

Infektiologie

(01.12.2015) Ein gesundes Kind zur Welt zu bringen, obwohl Vater oder Mutter HIV infiziert sind: Was früher unmöglich schien, ist  heutzutage dank moderner Medikamente und intensiver Beratung möglich. Besonders wichtig ist dabei, schon vor der Zeugung mit einem Experten den Kinderwunsch zu besprechen.

Infizierte Patienten können zwar immer noch nicht geheilt werden, jedoch hat die Medizin in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht.  Seit 1996 gibt es Medikamente, die das HI-Virus eindämmen können. „Um die Krankheit ein Leben lang im Griff zu behalten, müssen HIV-Infizierte kontinuierlich eine Kombination von Medikamenten einnehmen. Dadurch wird das Virus vollständig an seiner Vermehrung gehindert und die Immunschwächekrankheit Aids kann nicht auftreten“, sagt  Dr. Susanne Usadel, HIV-Schwerpunktbehandlerin in Kooperation mit der Abteilung Infektiologie, Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg. Mit einem konstanten Medikamentenspiegel im Blut bleibt das HI-Virus in der Zelle eingeschlossen und kann dort keine infektionsfähigen Viren mehr bilden. Somit ist der HIV-positive Partner im Geschlechtsverkehr nicht mehr ansteckend.

Besteht ein Kinderwunsch, prüfen die Ärzte, ob sich infektionsfähige Viren im Blut nachweisen lassen. „Wenn im Blut des HIV-positiven Partners über mindestens sechs Monate keine HI-Viren nachgewiesen werden, kann ein Paar ohne Kondom miteinander schlafen und ein Kind zeugen“, sagt Dr. Usadel. Sehr wichtig sei dabei, dass der HIV-positive Partner die Medikamente therapiegetreu einnimmt und bei beiden keine weiteren Geschlechtserkrankungen vorliegen.

Ist es die werdende Mutter, die HIV-positiv ist, müssen die Medikamente auch während der Schwangerschaft eingenommen werden. Dies ist jedoch für das Baby ungefährlich, da die Medikamente über die Plazentaschranke gefiltert werden. Auch bei der Geburt ist das Baby selbst im direkten Kontakt mit Blut nicht gefährdet, solange die Viruslast im Blut der Mutter unter der Nachweisgrenze liegt. „Das Risiko für ein Kind sich in dieser Situation zu infizieren, liegt bei unter einem Prozent. Darum ist in dieser Situation auch eine spontane Geburt möglich, wenn es keine weiteren Komplikationen gibt“, sagt Dr. Susanne Usadel. Die spontane Geburt ist in spezialisierten Zentren möglich, wie in der Klinik für Frauenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg.

Nachdem das Baby auf die Welt gekommen ist, ist bei der Ernährung Vorsicht geboten: „Eine HIV-positive Mutter sollte nicht stillen, denn das Kind würde über die Muttermilch die Medikamente aufnehmen. Das könnte zu Nebenwirkungen beim Kind führen“, betont Dr. Usadel. Das Kind bekommt für einen kurzen Zeitraum nach der Geburt noch Medikamente zur Vorbeugung und kann neben regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen gesund aufwachsen.

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