Zu den Inhalten springen

Den Medizinern gehen die Mittel aus

Infektiologie

(22.11.2016) Jährlich wird im Rahmen des Europäischen Antibiotika-Aktionstags am 18. November daran erinnert, dass nur ein umsichtiger Umgang mit Antibiotika Patienten, Familienangehörige und die Bevölkerung vor resistenten Krankheitserregern schützt. Und dies scheint dringend nötig, wie aus einer am 18. November 2016  veröffentlichten europaweiten Studie in „The Lancet Infectious Diseases“ zu entnehmen ist. Die Ergebnisse zeigen eine zunehmende Verbreitung von sogenannten extrem-resistenten Darmbakterien besonders in der Türkei, Griechenland und den Balkanstaaten aber auch in Italien, Portugal und Spanien. Ermöglicht wurde diese Studie durch die Zusammenarbeit von 455 Zentren in 35 Ländern der Europäischen Gemeinschaft sowie Island, Norwegen, Israel und der Türkei.

„Deutschland belegt nicht nur geografisch, sondern auch bei diesen Erregern das Mittelfeld und liegt auf dem 16. Tabellenplatz“, sagt der Koordinator dieser Studie Professor Dr. Hajo Grundmann, Leiter der Abteilung Infektionsprävention und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Freiburg. Jedoch beunruhigend sei die Tatsache, dass in Deutschland mehr als ein Drittel dieser Infektionen auch mit ausgeklügelten Kombinationen von sogenannten Reserveantibiotika nicht mehr behandelt werden können. „Ärzte haben dann keine weiteren Mittel, um ihren Patienten helfen zu können“, so Professor Dr. Grundmann.

Dieser negative Trend sorgt für Beunruhigung in Krankenhäusern und vor allem in Universitätskliniken, in denen viele schwerstkranke Menschen behandelt werden. „Wir sind daher dabei, unser Aufnahmescreening konsequent auf Patienten auszudehnen, die bereits vor der Aufnahme bei uns im Ausland in Krankenhäusern behandelt wurden“, sagt Professor Dr. Grundmann, „nur so können wir auch ohne neue und wirksame Antibiotika gegen diese Epidemie ankämpfen und unsere Patienten schützen“.

Gegen die Zunahme von Antibiotikaresistenz kann aber auch jeder einzelne etwas tun: „Nehmen Sie Antibiotika nicht ohne medizinische Indikation ein“, warnt Prof. Dr. Grundmann. Die meisten Erkältungen und auch die Grippe werden durch Viren hervorgerufen, gegen die Antibiotika grundsätzlich unwirksam sind. „In solchen Fällen wird sich das Befinden durch die Anwendung von Antibiotika nicht bessern“, so Professor Dr. Grundmann, „schließlich senken Antibiotika weder Fieber noch lindern sie Erkältungsbeschwerden, wie beispielsweise Niesen.“

Zurück