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Implantierbare Hörsysteme

Knochenverankerte Hörsysteme

Sollte eine Verstärkung der Hörsignale über den äußeren Gehörgang und das Mittelohr nicht mehr ausreichen oder ist diese aus verschiedenen Gründen nicht mehr möglich, so besteht alternativ die Möglichkeit der Hörverstärkung über ein knochenverankertes Hörsystem (Bone Conduction Implant, BCI, siehe Abbildung 1). Hierzu wird die natürliche Fähigkeit des Körpers genutzt, den Schall über Knochenleitung zu verstärken. Ein außen angebrachter Sprachprozessor nimmt über ein integriertes Mikrofon den Schall aus der Luft auf (wie ein Hörgerät), wandelt ihn in Schwingungen um und leitet ihn an das Implantat weiter. Dadurch werden Gehörgang und Mittelohr überbrückt und der Schall gelangt in Form von Vibrationen direkt über den Schädelknochen in das Innenohr.

Abb. 1 Bone conduction implants (BCI)

Man kann die verschiedenen Hörsysteme unterteilen in solche, die den Schädelknochen direkt stimulieren (direct drive solutions) und andere, bei denen die Vibrationen über den Hautweichteilmantel passiv an den Knochen weitergeleitet werden (skin drive solutions).

Bei den als direct drive solutions bekannten Möglichkeiten bieten sich wiederum zwei verschiedene Systeme an. Die perkutanen BAHI-Systeme (Bone Anchored Hearing Implant, z.B. Ponto® oder BAHA® siehe Abb. 2+3) bestehen aus einem schraubenförmigen Implantat, das die Haut nach außen durchdringt, womit ein direktes Ankoppeln des Sprachprozessors möglich ist.

Abb. 4 Bonebridge (Med-EL, Innsbruck, Österreich)

Im Unterschied hierzu wird beim aktiv transkutanen System der Schwingungsgeber, der Bone Conduction-Floating Mass Transducer (BC-FMT), die Spule, welche die digitalen Signale vom externen Sprachprozessor empfängt sowie der Demodulator, der das Funksignal in Signale für die Ansteuerung des BC-FMT umsetzt, vollständig unter der intakten Haut implantiert (z.B. Bonebridge® s. Abb. 4). Die technisch anspruchsvollen Bestandteile des Systems, bei denen Wartung, Reparaturen, Batteriewechsel und technische Neuerungen zu erwarten sind, werden wie bei konventionellen Hörgeräten in Form eines Sprachprozessors über der intakten Haut getragen und mittels Magneten am Implantat gehalten.

Bei den sogenannten skin drive solutions wird der Schall außerhalb des Kopfes in Vibrationen umgewandelt und passiv auf den Schädelknochen weitergeleitet.
Die passiven transkutanen Systeme, welche über einen implantierten Magneten am außen getragenen Sprachprozessor gehalten werden, unterscheiden sich von den bereits beschriebenen BAHI-Systemen lediglich dadurch, dass das knochenverankerte Implantat mit einer zusätzlichen Magnetplatte versehen wird, welche den Sprachprozessor auf der intakten Haut hält (z.B. Sophono®, BAHA-Attract® s. Abb. 5+6). Das hat den Vorteil, dass die intakte Haut weniger anfällig für Wundheilungsstörungen ist, führt jedoch auch dazu, dass die Vibrationen den Weichteilmantel der Haut überbrücken müssen, was die Leistungsstärke des Systems einschränkt. 

Abb. 7 ADHEAR (Med-EL, Innsbruck, Österreich)

Systeme mit passiver nichtmagnetischer Fixierung kommen ohne Operation aus und können, ähnlich wie ein konventionelles Hörgerät oder eine Lesebrille, jederzeit vom Patienten getragen oder abgenommen werden. Hierbei wird der Sprachprozessor entweder durch äußerlichen Druck (Softband oder Headband) oder durch temporäres Ankleben auf die Haut hinter dem Ohr (ADHEAR®) fixiert. Diese Hörsysteme werden vor allem bei Patienten verwendet, bei denen eine Ohr-Operation wegen zu geringer Dicke des Schädelknochens nicht möglich ist (z.B. Kleinkinder) oder bei denjenigen, die sich noch nicht für einen invasiven Eingriff entschieden haben und das Hören mittels knochenverankerter Hörhilfe zunächst testen möchten.

Mittelohrimplantate

Neben den knochenverankerten Hörsystemen können Patienten mit kombinierter Schwerhörigkeit auch mit aktiven Mittelohrimplantaten (Active Middle Ear Implants, AMEI) versorgt werden (siehe Abb. 8).

Abb. 8 Aktive Mittelohrimplantate (AMEI)

Bei den Mittelohr-Implantaten gibt es einerseits voll implantierbare Systeme, bei denen alle Komponenten inklusive Batterien und Mikrofon unter die Haut implantiert werden (z.B. Carina®, Esteem®) und andererseits teil-implantierbare Systeme, bei denen lediglich das Implantat eingesetzt wird, der Sprachprozessor mit Mikrofon und Batterien werden auf der intakten Haut mittels Magnet gehalten (z.B. Vibrant Soundbridge®, Carina mit Button®).

Eine weitere Indikation für die Versorgung mit knochenverankerten Hörsystemen ist der einseitige Innenohrhörverlust, der mittels Cochlea-Implantat (Link zur ICF-Seite) nicht mehr versorgt werden kann, weil der Hörnerv bei der Geburt nicht angelegt war oder später durch eine Operation geschädigt wurde. Hier dient das Hörimplantat dazu, den Schall, der von der tauben Seite präsentiert wird über Knochenleitung auf die normalhörende Seite zu übertragen (CROS-Versorgung, contralateral routing of signal).

Mit welchen Herstellern arbeiten wir zusammen?

Wir arbeiten seit vielen Jahren eng mit allen führenden und oben genannten Implantatherstellern (u.a. Cochlear®, Med-El®, Oticon®, Medtronic®) zusammen und sind damit in der Lage, jeden Patienten nach Art und Ausmaß der Schwerhörigkeit umfangreich und individuell zu beraten, bevor eventuell eine Entscheidung zur Operation fällt. Hierzu demonstrieren und erklären wir die unterschiedlichen Implantat-Typen und deren Besonderheiten. Sofern keine medizinischen oder technischen Gründe für ein spezielles Implantat sprechen, wählt der Patient das Gerät selbst aus.

Leitung

Prof. Dr. S. Arndt
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Stellvertretende Leitung

PD Dr. F. Hassepaß
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Leitung Schwindellabor

Dr. T. Jakob
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Stellvertretende Leitung Schwindellabor

K. Shiraliyev
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Dr. M. Ketterer
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