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Reanimationsschulung für die Lebensretter von morgen

Notfallmedizin

Bei einem Notfall muss sofort gehandelt werden. Um in solch einem Moment richtig zu reagieren, nahm nun eine Schulklasse an einer Reanimationsschulung des Universitäts-Notfallzentrums teil.

Milan schnauft. So eine Reanimation kann ganz schön anstrengend sein. Er wechselt sich mit seiner Klassenkameradin ab. Sie zählen laut mit, um im Rhythmus zu bleiben, während sie auf den Notarzt warten. Allerdings handelt es sich hierbei nur um eine Übung. Die beiden Schüler und ihre Schulkameraden besuchen die 9. Klasse des Wentzinger-Gymnasiums in Freiburg und nehmen mit ihrem Lehrer an einer Reanimationsschulung im Universitäts-Notfallzentrum (UNZ) unter der Leitung von PD Dr. Hans-Jörg Busch, dem Ärztlichen Leiter Medizin des UNZ, teil.

Am Vormittag haben sie zuerst theoretisches Wissen über Erste-Hilfe-Maßnahmen vermittelt bekommen. Im Anschluss daran durften die Neuntklässler, aufgeteilt in zwei Gruppen, das Gelernte praktisch anwenden. An den beiden Reanimationspuppen Fred und Anna zeigten ihnen zwei Notfallmedizinerinnen des Notfallzentrums, wie man in einer Notfallsituation Schritt für Schritt richtig vorgeht und wie eine Herzdruck-Massage funktioniert. Nach anfänglicher Scheu waren die Schüler sichtlich interessiert und wollten sich auch mal an den Puppen versuchen.

„Wir wissen, dass wir als Notarzt oft zu spät kommen. Deshalb sind wir auf die Wiederbelebungsmaßnahmen durch Laien unbedingt angewiesen. Sonst verstreichen lebenswichtige Minuten. Wenn künftig alle Schüler in Reanimation geschult und fit sind, erhöht sich die Chance auf Rettung“, sagt Dr. Busch. „Die kostbaren Minuten, die nach dem Kollaps tatenlos verstreichen, lassen sich später durch keine noch so gute Maßnahme wieder zurückgewinnen.“ Der Ärztliche Leiter ist Mitglied in der „Deutschen interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin“ (DIVI) stellvertretender Sprecher der Sektion Reanimation sowie seit diesem Jahr im Exekutivkomitee des Deutschen Rates für Wiederbelebung (GRC). Als Notfallmediziner hat Dr. Busch sich für die Initiative "Ein Leben retten. 100 Pro Reanimation" stark gemacht und sogleich vorbildlich in die Tat umgesetzt. Er wünscht sich, dass sie bundesweit überall so gut Anklang finden wird wie in Freiburg.


Die wichtigsten Schritte auf einen Blick „Prüfen. Rufen. Drücken!“:
1. Prüfen, ob die Person noch atmet.
2. Unter der europaweit gültigen Notrufnummer 112 den Rettungsdienst rufen.
3. Fest und mindestens 100 Mal pro Minute in der Mitte des Brustkorbs drücken und nicht aufhören, bis Hilfe eintrifft.


Nun fassten die Kultusminister den Beschluss, Reanimation schon bald als Pflichtthema im Schulunterricht zu etablieren. Sie empfehlen den Ländern, Module von rund zwei Stunden pro Schuljahr in die Lehrpläne zu integrieren sowie die Lehrkräfte entsprechend schulen zu lassen. Der Beschluss geht ursprünglich auf eine Initiative der Anästhesisten-Verbände in Deutschland zurück.

Auch der 15jährige Julian findet es gut, dass seine Klasse an diesem Angebot teilnimmt: „Die Schulung ist super, weil ich dabei lerne, wie ich Menschen retten kann, die zum Beispiel gerade einen Herzinfarkt hatten. Ich weiß nun, wie ich handeln muss und kann solange helfen, bis der Rettungswagen und die Notärzte eintreffen.“ Sein Schulkamerad nickt zustimmend, er denkt genauso.
Viele Menschen fühlen sich im Umgang mit Notfällen unsicher. Oftmals handeln sie nicht – aus Angst, etwas falsch machen zu können. Dabei könnte eine sofortige Herzdruck-Massage die Überlebenschancen um das Zwei- bis Dreifache erhöhen, wie die Neuntklässler soeben gelernt haben. Zumindest sie sind nun frisch geschult.
Und wer weiß: Vielleicht könnten sie schon bald die Lebensretter von morgen sein?

 


Infokasten:
Was in Ländern wie Dänemark, Norwegen und den meisten US-amerikanischen Bundesstaaten bereits seit längerer Zeit zum Lehrplan gehört, steckt in Deutschland, abgesehen von einigen Pilotprojekten, bislang in den Kinderschuhen. Dabei ließen sich zwei Stunden mit Sicherheit gut in den Lehrplan integrieren – für einen guten Zweck. Eine flächendeckende Aufklärung über Methoden der Reanimation ist äußert wichtig, zeigt ein Blick auf die europäische Statistik: Die Quote der Wiederbelebungsmaßnahmen durch Laien liegt derzeit bei 20 Prozent. Der aktuelle Beschluss der Kultusministerkonferenz trägt diesem Umstand Rechnung.


Zur Initiative des Berufsverbands Deutscher Anästhesisten e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V.:
www.einlebenretten.de

Aktuelle Ergebnisse der Bad Boller Reanimationsgespräche 2014 unter:
http://www.reanimationsregister.de/direktlinks/bad-boller-reanimationsgespraeche.html

Kontakt:
Universitäts-Notfallzentrum
Ärztlicher Leiter Medizin PD Dr. Hans-Jörg Busch
Sir-Hans-A.-Krebs-Straße
79106 Freiburg
Telefon: 0761 270- 33283
hans-joerg.busch@uniklinik-freiburg.de

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