Zu den Inhalten springen

Der Kampf ums Herz

Herz- und Gefäßchirurgie

Fast zwei Millionen Menschen leiden in Deutschland an einer Herzschwäche, einer so genannten Herzinsuffizienz. Die chronische Herzschwäche führt dazu, dass das Herz nicht mehr in der Lage ist, den Körper ausreichend mit Blut und damit mit Sauerstoff sowie Nährstoffen zu versorgen. Nicht nur das Herz selbst, auch andere Organe wie das Gehirn, die Nieren oder die Muskeln werden in Mitleidenschaft gezogen.  

Lässt sich das Herz nicht mit konventionellen Therapien wie speziellen Medikamenten wieder stärken, kann es zu der gefürchteten terminalen Herzinsuffizienz kommen. Dabei ist das Herz so sehr geschwächt, dass seine Pumpleistung nicht mehr ausreicht, um einen Menschen am Leben zu halten. Bei knapp der Hälfte der Patienten schlägt der Herzmuskel gar nicht mehr. Rund 48.000 Menschen sterben jährlich daran.  

Das Mittel der Wahl wäre die Transplantation – aber: Da die Organspenderzahlen immer weiter zurückgehen, sind viele Patienten auf ein Kunstherz angewiesen. Zum einen fehlt ihnen die Zeit, um bis zu fünf Jahre auf ein Spenderherz zu warten, zum anderen kann aus verschiedenen Gründen nicht bei jedem Menschen eine Transplantation durchgeführt werden.  

Der einzige Ausweg ist dann ein chirurgischer Eingriff, bei dem ein Kunstherz an das kranke Herz angeschlossen wird. „Das Kunstherzsystem unterstützt das eigene Herz, es ersetzt es nicht“, betont Prof. Dr. Friedhelm Beyersdorf, Ärztlicher Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Universitäts-Herzzentrums Freiburg ∙ Bad Krozingen. Das Kunstherz, beziehungsweise eine mechanische Pumpe, unterstützt das geschwächte Herz bei der Aufrechterhaltung des Kreislaufs. Es bringt die volle Leistung eines gesunden Herzens und kann acht bis zehn Liter Blut pro Minute fördern.  

  • 1994 wurde das erste Kunstherz in Freiburg eingesetzt

  • 450 bis 500 Systeme sind seitdem eingesetzt worden

  • Das Kunstherz kann sogar bei Säuglingen das Herz unterstützen

Patienten können, dank guter Technik, mittlerweile bis zu zehn Jahre mit einem Kunstherz leben. Die Technik weist keine Verschleißteile auf, da alle beweglichen Teile freigelagert sind, und kann 15 bis 20 Jahre halten. Doch, „man muss das Kunstherz immer als Überbrückung betrachten“, sagt Prof. Beyersdorf. „Meist ist es eine Brücke zur Transplantation oder in etwa fünf Prozent der Fälle eine Brücke zur Erholung“. Das ist zum Beispiel nach schlimmen Grippeerkrankungen der Fall, bei denen das Herz betroffen ist, oder bei Herzmuskelentzündungen. Nur in Fällen, bei denen der Patient zu alt ist und daher kein Spenderherz mehr bekommen würde, oder bei Krebspatienten kann das Kunstherz auch dauerhaft zum Einsatz kommen. Die Immunsuppressiva, die man bei einer Transplantation bekommt, greifen die körpereigenen Abwehrkräfte an, die auch für die Abwehr von Krebszellen im menschlichen Körper verantwortlich sind. Die Gefahr für einen erneuten Krebsbefall ist damit für die meisten Onkologie-Patienten zu hoch.  

Das Kunstherz wird mit einer Turbine, einer so genannten Zentrifugalpumpe, angetrieben. Ein kleines Kabel, welches aus dem Bauch der Patienten geleitet wird, verbindet das Kunstherz mit den außen am Körper liegenden Batterien. Während früher die Batterien nur 12 Stunden die Pumpe betreiben konnten, halten sie nun fast 24 Stunden. Sie werden in einer Umhängetasche den ganzen Tag am Körper mitgetragen. Die Patienten sind zwar eingeschränkt, da sie zum Beispiel nur noch vorsichtig duschen und nicht mehr baden können, sie sind mit den heutigen Herzunterstützungssystemen allerdings viel mobiler als früher.  

Das Universitäts-Herzzentrum Freiburg ∙ Bad Krozingen hat sich darauf spezialisiert, an Verbesserungen dieser Unterstützungssysteme zu arbeiten und sie weiter zu entwickeln. Das geschieht im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojekts. „Meine Vision ist, dass irgendwann die Batterien per Induktion aufgeladen werden und kein Kabel aus dem Körper herausgeführt werden muss“, sagt Prof. Beyersdorf. „Nach wie vor ist für die Patienten nur ein Spenderherz eine dauerhafte Lösung, daher ist es wichtig, dass sich viele Menschen als Organspender registrieren.“

Kontakt:
Universitäts-Herzzentrum Freiburg ∙ Bad Krozingen
www.universitaets-herzzentrum.de
Standort Freiburg: 0761 270-28180
Standort Bad Krozingen: 07633 402-2606

Zurück