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Biomarker prognostiziert Aggressivität von frühem Lungenkrebs

Neuer Biomarker-Ansatz könnte frühe Krebs-Therapie beeinflussen

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Freiburg haben einen Weg gefunden, um die Aggressivität von Lungentumoren, insbesondere des Plattenepithelkarzinoms, früher einzuschätzen als bislang. Dafür untersuchten sie rückblickend Gewebe des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms, eines der wichtigsten Lungenkrebs-Typen. Sie stellten fest, dass die Krebszellen deutlich mehr von dem Protein MTSS1 produzieren als nicht entartete Zellen. Besonders interessant war, dass Tumore in frühen Stadien mehr MTSS1 produzierten als Karzinome, bei denen bereits ein fortgeschrittenes Tumorstadium vorlag. Die Forscher vermuten, dass sich durch die Bestimmung des Proteins sogar eine bevorstehende Metastasierung erkennen lassen könnte. Die Studie ist kürzlich im renommierten British Journal of Cancer erschienen.  

Krebserkrankungen werden in unterschiedliche Stadien eingeteilt. Beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom werden die Stadien 1 und 2 in der Regel operativ, spätere Stadien überwiegend chemotherapeutisch und mittels Bestrahlung behandelt. Das Team um PD. Dr. Gian Kayser, Leitender Oberarzt am Institut für Klinische Pathologie des Universitätsklinikums Freiburg und Prof. Dr. Axel zur Hausen, heute Ärztlicher Direktor des Instituts für Pathologie an der Universität Maastricht, fand nun mit dem Protein MTSS1 einen Biomarker, der schon in den frühen Stadien 1 und 2 Aussagen zur Aggressivität des Tumors machen kann. „Die Zellen des Plattenepithelkarzinoms produzieren in der Anfangsphase der Erkrankung sehr viel MTSS1. Später, wahrscheinlich wenn der Krebs aggressiver wird und bevor Metastasen klinisch sichtbar werden, sinkt der Wert etwas ab“, erklärt PD. Dr. Kayser. „Mit MTSS1 könnte uns ein Biomarker zu Verfügung stehen, der schon früh anzeigt, ob ein Tumor in seiner biologischen Aggressivität steigt und das Potential einer Metastasierung ausbildet“, sagt PD. Dr. Gian Kayser.  

Dieses Wissen könnte direkten Einfluss auf die weitere Behandlung haben. „Sollten sich die Ergebnisse in klinischen Studien bestätigen, könnte ein Arzt in Zukunft bei niedrigen MTSS1-Werten eine adjuvante Therapie empfehlen, um drohende Metastasen zu verhindern und um erste Mikro-Metastasen möglichst früh zu bekämpfen“, sagt PD. Dr. Kayser.  

Die Wissenschaftler untersuchten Lungenkrebs-Proben von insgesamt 264 Patienten auf das Protein MTSS1, das in gesunden Zellen an Wechselwirkungen mit dem Zellskelett beteiligt ist. Weitere Studien müssen nun das Vorhersage-Potenzial von MTSS1 als Biomarker bestätigen.

Lungenkrebs ist die häufigste krebsbedingte Todesursache weltweit. Dabei macht der Subtyp des Plattenepithelkarzinoms allein etwa 20 bis 30 Prozent aller Lungenkrebsfälle aus.

Original-Titel der Arbeit: Downregulation of MTSS1 expression is an independent prognosticator in squamous cell carcinoma of the lung  

DOI: 10.1038/bjc.2015.2  

Link zum Online-Artikel:  www.nature.com/bjc/journal/vaop/ncurrent/full/bjc20152a.html  

Bildunterschrift: Entfernt erinnert das Molekül MTSS1 an zwei Lungenflügel. Früher als bislang könnte anhand des Moleküls die Aggressivität von bestimmten Lungenkrebs-Typen bestimmt werden.    

Kontakt:
PD. Dr. Gian Kayser
Leitender Oberarzt
Institut für Klinische Pathologie
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-80600
gian.kayser@uniklinik-freiburg.de

 

Weitere Informationen:
Institut für klinische Pathologie, Unversitätsklinikum Freiburg
Ritterschlag für Freiburger Thoraxchirurgie (13.02.2014)


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