Network to improve surveillance
NeWISNationale Gesundheitsinfrastrukturen, Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und Patientenbewegungen zwischen Krankenhäusern
Weltweit besteht Besorgnis über das Auftreten und die zunehmende Verbreitung sogenannter „High-Risk“-Klone antibiotikaresistenter Bakterien. Diese tragen in der Regel genetische Determinanten für Mehrfachresistenzen und sind besonders leicht in Krankenhäusern übertragbar. Eine regionale, nationale und internationale Überwachung wird als ein wichtiger Bestandteil einer Strategie zur Eindämmung der weiteren Ausbreitung angesehen. Allerdings sind die derzeitigen Überwachungssysteme für diesen Zweck nicht geeignet, und es fehlt weiterhin an einer soliden Evidenzbasis, um zu entscheiden, welche und wie viele Sentinel-Standorte (z. B. Krankenhäuser) in Überwachungsprogramme einbezogen werden sollten. Frühere Studien haben gezeigt, dass sich antibiotikaresistente „High-Risk“-Klone durch Patientenbewegungen zwischen Gesundheitseinrichtungen ausbreiten. Auf diese Weise entstehen zwischen Krankenhäusern Verbindungen durch Patiententransfers. Zusammengenommen bilden diese Verbindungen ein Netzwerk von Einrichtungen, das als nationales Gesundheitseinweisungsnetzwerk beschrieben werden kann. Trotz ihrer offensichtlichen Komplexität zeigen diese Netzwerke eine einfache Grundstruktur sowie bemerkenswert konsistente Eigenschaften, die im Kern nationaler Gesundheitsinfrastrukturen liegen. Sie weisen typische Merkmale sogenannter hierarchisch verteilter Netzwerke auf – darunter Regionalität, Zentralität, Skalenfreiheit und „Small World“-Eigenschaften. Ein quantitatives Verständnis der Netzwerkdynamiken bietet daher die Möglichkeit, Überwachungsstrategien gezielt zu gestalten und Interventionen effektiver auszurichten. Die aktuelle Netzwerkinitiative, unterstützt durch JPIAMR und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), bringt eine kritische Masse von Expertinnen und Experten aus den Bereichen Public-Health-Mikrobiologie, Gesundheitsforschung und Sozialnetzwerkanalyse aus Europa und darüber hinaus zusammen. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, die notwendigen Datenanforderungen, Datenquellen, Algorithmen und Analysetools zu definieren, um einen heuristischen Optimierungsansatz für die Auswahl von Sentinel-Standorten zu entwickeln. Das Projekt wird somit Empfehlungen für die Entwicklung von Überwachungsstrukturen erarbeiten, die sparsamer, kosten- und zeiteffizienter sind – und durch die gezielte Auswahl von Probenahmestandorten auch genomische Überwachung mittels Ganzgenomsequenzierung (WGS) ermöglichen. Auf diese Weise können genetische Signaturen für eine frühzeitige, nächste Generation von Diagnostikverfahren zur Erkennung neu auftretender Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit bereitgestellt werden.
Dr. Tjibbe Donker
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Universitätsklinikum Freiburg
Institut für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene
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