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Syphilis und Tripper kehren zurück

Dermatologie und Venerologie

Geschlechtskrankheiten sind etwas in Vergessenheit geraten und die Gefahr einer Ansteckung wird oft unterschätzt. Seit einigen Jahren beobachten Experten des Robert-Koch-Institutes jedoch steigende Zahlen an Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten: So stieg im ersten Halbjahr 2013 die Zahl der Syphilis-Erkrankungen stark an und auch die Zahl der Neuinfektionen mit dem HI-Virus und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten ist nach wie vor sehr hoch.

„Die wenigsten Menschen sind sich heutzutage der Ansteckungsgefahr durch diese Krankheiten und die Notwendigkeit einer frühzeitigen Diagnose und Therapie bewusst“, erklärt Prof. Dr. Maja Mockenhaupt, Oberärztin in der Klinik für Dermatologie und Venerologie des Universitätsklinikums Freiburg. „Dabei kann man diesen Krankheiten durch den Schutz mit Kondomen beim Geschlechtsverkehr effektiv vorbeugen und so das Ansteckungsrisiko minimieren.“

Syphilis, auch Lues genannt, tritt in Deutschland überwiegend bei Männern auf, die Ansteckung erfolgt durch ungeschützten Sex. Nicht alle Infektionen werden jedoch sofort bemerkt, nur ein Drittel wird im Primärstadium erkannt – in der Regel an einem schmerzlosen Geschwür mit hartem Rand (harter Schanker, Ulcus durum) an der Eintrittspforte des Erregers – also beispielsweise am Penis oder an der Scheide. Andere, für Syphilis recht unspezifische Symptome wie Eiterbeulen, Wunden und Ausschläge können eine frühzeitige Diagnose erschweren. Wird die Krankheit nicht behandelt, heilt sie manchmal von alleine aus oder hält über Jahre an, zum Teil auch ohne Symptome zu verursachen. Die Gefahr dabei ist, dass noch nach Jahrzehnten schwere Organschäden auftreten können. Die gefürchtete Neurosyphilis zerstört Gehirn und Rückenmark. Früh erkannt lässt sie sich jedoch noch gut mit Antibiotika behandeln.

Eine andere Geschlechtskrankheit ist Gonorrhö, umgangssprachlich Tripper genannt. Gonorrhö wird ebenfalls durch Bakterien, sogenannte Gonokokken, hauptsächlich über Schleimhautkontakt übertragen und verursacht häufig keine Krankheitsbeschwerden. So spüren viele Betroffene keine oder nur geringe Symptome wie Ausfluss und Brennen beim Wasserlassen und stecken ihre Sexualpartner daher unwissentlich an. Behandeln kann man Gonorrhö gut durch die Gabe von Antibiotika, unbehandelt kann es jedoch zu schweren Folgen wie Gebärmutter- oder Eileiterentzündungen bei der Frau bzw. Prostataentzündungen beim Mann kommen, in der Folge zu Unfruchtbarkeit oder zu Fehlgeburten. „Wichtig ist auch die Behandlung der Sexualpartner, da es sonst zu einer immer wiederkehrenden wechselseitigen Ansteckung kommen kann, dem sogenannten Ping-Pong-Effekt“, sagt Prof. Mockenhaupt.

„Anlass zur Sorge gibt zudem die Zahl an Neuinfektionen mit Chlamydienbakterien“, so Mockenhaupt. „Auch hier gibt es oft keine spürbaren Beschwerden wie eitrigen Ausfluss oder Brennen während des Wasserlassens, so dass viele Männer und Frauen Überträger sind, ohne es zu wissen“. Bei der Frau kann die Infektion im schlimmsten Fall zur Unfruchtbarkeit führen.

Herpes genitalis wiederum wird durch Viren über Schleimhautkontakt übertragen. Mögliche Krankheitszeichen einer Herpes-Infektion können Juckreiz, Brennen im Genitalbereich und verstärkter Ausfluss sein sowie mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen sein, die später verkrusten. Zudem können allgemeine Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auftreten. Oft verläuft jedoch auch diese Infektion ohne jegliche Symptome. Die Behandlung eines Herpes genitalis erfolgt mit virushemmenden Medikamenten (Virustatika). Rechtzeitig eingesetzt, können die Mittel gegen die Symptome wirken. Bei Patienten mit häufigen Rückfällen kann eine Langzeittherapie die Häufigkeit von Rückfällen vermindern, da das Virus latent im Körper bleibt.

„Viele Menschen schämen sich, mit Beschwerden im Genitalbereich zum Arzt zu gehen. Die Scham ist jedoch völlig fehl am Platz, denn die Krankheiten sollten unbedingt behandelt werden – auch aus Rücksicht auf den Partner“, appelliert Prof. Mockenhaupt.

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