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Norovirus – Wenn der Bauch verrückt spielt

Virologie

(14.12.2016) Derzeit verbreitet sich eine neue immunologisch veränderte Variante des Norovirus. Wie das Virus auf den Körper wirkt und was bei einer Ansteckung hilft, erklärt der Virologe Professor Dr. Hartmut Hengel, Ärztlicher Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Freiburg.

Besonders gefürchtet ist das schlagartige Auftreten der Symptome. Die Vorboten sind Übelkeit, Mattigkeit und Kopfschmerzen. Sobald sich das Virus im Darm eingenistet hat, wird es aber besonders unangenehm.

„Das Norovirus schädigt und zerstört die oberste Zellschicht des Darms und steigert seine Bewegungen. Deshalb kann er der Nahrung keine Flüssigkeit mehr entziehen. Das Ergebnis ist Durchfall“, sagt Professor Hengel.

Mit einer Abwehrreaktion versucht der Körper dann, den aggressiven Eindringling wieder loszuwerden: Heftiges Erbrechen ist die Folge. „Bei ansonsten gesunden Menschen ist die Infektion zwar unangenehm, aber nicht gefährlich“, sagt Professor Hengel. „Anders kann das bei Kindern und alten oder geschwächten Personen aussehen, die an den Folgen des Wasser- und Salzverlustes sogar sterben können.“

Aktuell ist die Gefahr besonders groß, sich mit dem Virus anzustecken. „In den Monaten Dezember bis April treten die meisten Infektionen auf“, sagt der Virologe. „Leider kann unser Immunsystem keinen langfristigen Schutz gegen Noroviren aufbauen. Deshalb sind auch alle Altersklassen  betroffen“, so Professor Hengel.

Zudem sind Noroviren hochinfektiös: „Schon zehn bis hundert Virus-Partikel reichen aus, um sich anzustecken.“ Diese Menge ist bereits in einem tausendstel Gramm Stuhl enthalten. Infektionswellen treten immer dort auf, wo viele Menschen beisammen sind, etwa in Schulen, Krankenhäusern oder auch auf Kreuzfahrtschiffen. „Meist infizieren sich Menschen im direkten Umfeld, durch den Kontakt mit geringsten Spuren von Stuhl und Erbrochenem. Aber für die Infektion reichen schon feinste Tröpfchen aus, wie sie beim heftigen Erbrechen entstehen können“, so der Virologe. Weil sich das Virus auf Gegenständen oder Flächen sehr lange hält, kann man sich auch leicht über Türgriffe, Kleidung oder – bei Kindern – Spielzeug anstecken. Immer wieder kommt es außerdem zu Infektionen über Lebensmittel.

Wenige Stunden bis drei Tage nach der Infektion kommt es schließlich zum Ausbruch der Krankheit. Wen es erst einmal erwischt hat, kann zwar nicht viel gegen die Infektion selbst tun. „Abwarten und durchstehen“, rät Professor Hengel. Hier heißt es zuerst einmal Bettruhe halten und viel trinken. „Die wichtigste Maßnahme ist Hygiene“, stellt der Experte klar. Neben der Händehygiene ist die sorgfältige Desinfektion besonders sensibler Bereiche entscheidend. Familienmitglieder sollten darauf achten, dass Haushaltsgegenstände wie Handtücher nicht geteilt werden und stark verschmutzte Wäsche bei 95° Celsius gewaschen wird.

Eine Hoffnung dürfen die Erkrankten aber haben: In der Regel ist der Spuk nach etwa drei Tagen so schnell wieder vorbei, wie er begonnen hat. Dann gilt es, die strengen Hygienemaßnahmen weiter zu verfolgen. Denn noch bis zu zwei Wochen nach Ende der Symptome können die Patienten Viren ausscheiden.

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