Zu den Inhalten springen

Immuntherapie als mögliche Chance

Hepatologie

Lebertumore mithilfe der körpereigenen Abwehr in Schach halten und eine Lebensverlängerung der Patienten erreichen: Professor Dr. Robert Thimme, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg, untersucht in einem von der Krebshilfe unterstützten Projekt, ob dies zu schaffen ist. Denn es gibt Hinweise, dass Lebertumore im Körper eine Immunantwort auslösen.

Für die Entwicklung effektiver Therapieansätze ist ein tiefergehendes Verständnis der molekularen und immunologischen Mechanismen, die zum Tumorwachstum führen, von entscheidender Bedeutung. Um dies zu erreichen wird im Rahmen des Horizon 2020-Programms das Verbundprojekt HEP-CAR unter Leitung von Prof. Dr. Robert Thimme, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin II des Universitätsklinikums Freiburg, mit 5,7 Millionen Euro über einen Zeitraum von vier Jahren unterstützt. „Es ist uns gelungen, die führenden Forscher auf dem Gebiet des hepatozellulären Karzinoms in Europa zusammenzubringen“, erklärt Prof. Thimme. Am Ende der Förderung solle die direkte Translation von neuen Erkenntnissen in die Klinik stehen. „Neben direkten molekularen Therapien, die in veränderte Tumorsignalwege eingreifen, ist auch die Induktion der tumoreigenen Immunantwort gegen das HCC ein Ziel“, sagt Prof. Thimme. Zu dem HEP-CAR-Konsortium gehören sieben Wissenschaftler aus Spanien, England, Italien und Deutschland. Es wird zusätzlich von der führenden europäischen Lebergesellschaft (EASL) unterstützt.  

Generell gelten Lebertumore als schlecht therapierbar. Die Erkrankung entsteht durch chronische Schädigungen der Leber, meist durch virus- oder alkoholbedingte Leberzirrhosen hervorgerufen. Risikofaktoren für ein Leberkarzinom oder das Hepatozelluläre Karzinom (HCC) sind neben der Zirrhose auch Hepatitis B und C sowie Übergewicht und das Metabolische Syndrom. Symptome zeigen sich erst spät. Wenn die ersten unspezifischen Anzeichen auftreten, kann es für eine vollständige Heilung schon zu spät sein. Nur einer von fünf Patienten mit HCC kann geheilt werden. „Achtzig Prozent der Patienten sind bereits in einem Stadium, in dem Heilung quasi nicht mehr möglich ist, so dass man mit lebensverlängernden Verfahren behandeln muss“, sagt Professor Thimme. Die Immuntherapie sieht er als eine vielversprechende Behandlungsmöglichkeit bei schlecht therapierbaren Tumoren. „Wo man nur lebensverlängernd therapiert, schafft man es nicht, den Tumor zu eliminieren, aber vielleicht, ihn besser zu kontrollieren“, sagt er.

Bei der Wahl der richtigen Therapie sind zahlreiche Therapie-entscheidende Faktoren wie die Tumorgröße, die Tumorlokalisation sowie eine eventuelle Metastasierung und der Funktionsstatus der Leber zu beachten. Dabei sollte die Therapie immer interdisziplinär sein. Eine Resektion kann beim HCC nur selten durchgeführt werden, da bei den meisten HCC-Patienten der Tumorstatus bereits weit fortgeschritten ist. Bei einem Befall der Leber mit HCC-Knoten an mehreren Orten des Organs kann von den interventionellen Radiologen  eine transarterielle Chemoembolisation (TACE) angewendet werden. Dabei wird ein Gemisch aus einem Chemotherapeutikum und einem öligen Kontrastmittel (meist Lipiodol) möglichst selektiv in das HCC abgegeben. Daraufhin folgt eine Injektion eines transienten Embolisats, damit dem Tumor die Blutversorgung und die Nahrung entzogen wird.

Auf der Suche nach Therapie-Alternativen erforscht Professor Thimme, welche Rolle das Immunsystem bei der Krebstherapie direkt einnehmen kann. Fest steht, dass ein geschwächtes Immunsystem das Krebsrisiko erhöht. Einen vollständigen Schutz kann das Immunsystem nicht liefern, denn auch Menschen mit intakter Abwehr erkranken an Krebs. Warum der Tumor trotz allem weiter wächst, welche Tumorantigene von der Immunantwort erkannt werden und warum die Immunabwehr auf die Dauer versagt, das möchte Professor Thimme herausfinden. Er konzentriert sich mit seinem Team darauf, geschwächte Faktoren des Immunsystems zu stärken. Dies soll zum Beispiel über die Blockade hemmender Rezeptoren wie dem Rezeptor PD-1 erfolgen (Checkpoint Inhibitoren).

Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist weltweit die fünfthäufigste Tumorerkrankung. 8300 Neuerkrankungen pro Jahr treten in Deutschland auf.

Weitere Infos unter: www.uniklinik-freiburg.de/nc/presse/pressemitteilungen/detailansicht/presse/413

Zurück