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Gut begleitet mit Krebs leben

Frauenheilkunde

(17.06.2016) Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Zunahme des Bauchumfangs– die ersten Symptome sind unspezifisch und schwer zu deuten, und selbst der Ultraschall ist bei der Vorsorge nicht hilfreich. Ein Grund dafür, dass Eierstockkrebs bei 70 Prozent aller betroffenen Frauen erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird. Eine vollständige Heilung ist dann nur noch selten möglich. Oft geht es vor allem darum, wie die Frauen mit der Erkrankung ihren Alltag gestalten können. Dabei kann die Medizin sie unterstützen.

„Wir müssen das Ovarialkarzinom als chronische Erkrankung begreifen, so ähnlich wie Diabetes“, sagt Professor Dr. Gerald Gitsch, Ärztlicher Direktor der Klinik für Frauenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg. Die Freiburger Ärztinnen und Ärzte haben deshalb stets die Lebensqualität ihrer Patientinnen im Blick. Die Therapieziele werden immer wieder neu besprochen: Ist es für die Patientin gerade wichtiger, ein minimales Tumorwachstum zu stoppen oder die Nebenwirkungen möglichst gering zu halten? Eine Pianistin hat beispielsweise besonders viel Angst davor, dass ihre Finger durch die Chemotherapie taub werden. Eine Schauspielerin möchte unbedingt ihre Haare behalten. Und für eine Mutter von kleinen Kindern ist eine möglichst hohe Lebenserwartung von größter Bedeutung.

„Für jede einzelne Patientin wird in Tumorkonferenzen besprochen, wie die optimale Kombination aus Operationen, Chemo- und Strahlentherapie sowie Antikörperbehandlungen aussehen kann“, erklärt Dr. Beate Rautenberg, Oberärztin und Leiterin der Chemoambulanz in der Klinik für Frauenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg.

Egal in welchem Stadium der Krebs entdeckt wird – am Anfang jeder Therapie steht die möglichst vollständige Entfernung des Tumors. Damit steigen die Überlebenschancen deutlich: „Die Patientinnen leben deutlich länger, wenn bei der Operation alles Tumorgewebe restlos entnommen wurde“, zitiert Gitsch eine breit angelegte Studie. Die internationalen Therapiestandards empfehlen, dass Eierstöcke und Gebärmutter, das große Bauchnetz und die Lymphknoten im kleinen Becken und entlang der großen Bauchschlagader entfernt und Gewebeproben aus den angrenzenden Organen genommen werden. Eine Ausnahme ist bei jüngeren Frauen mit Kinderwunsch möglich, wenn der Krebs im Frühstadium entdeckt wird. Bei ihnen können manchmal die Gebärmutter und der gesunde Eierstock erhalten werden.

Noch vor zehn Jahren verschenkten viele Kliniken einen großen Teil der Heilungschancen, indem sie sich nicht an diese Standards hielten. Mehr als die Hälfte der Patientinnen mit Eierstockkrebs wurde nicht entsprechend behandelt. Heute ist das zum Glück anders: „Die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie und regelmäßige Fortbildungen für niedergelassene Ärzte haben bewirkt, dass heute allen klar ist, wie wichtig die leitliniengerechte Behandlung für das Überleben der Patientinnen ist“, sagt Gitsch.

Die Freiburger Klinik für Frauenheilkunde ist als gynäkologisches Krebszentrum zertifiziert und beteiligt sich regelmäßig an Studien zu neuen Medikamenten. Neben der medizinischen Versorgung wird auch die persönliche Betreuung der Patientinnen großgeschrieben. Dazu gehört eine ausführliche Vorbesprechung genauso wie eine ausführliche Beratung zu Bewegung, Ernährung und zusätzlichen Möglichkeiten der integrativen Medizin.

„Für den Erfolg der Behandlung ist es ganz wichtig, dass sich die Frauen bestens unterstützt fühlen“, erläutert Rautenberg. Oft leistet auch die Psychoonkologie wertvolle Hilfestellung, damit die Patientinnen sich an die neue Situation gewöhnen und ihren Weg finden, mit dem Krebs zu leben.

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