Schilddrüse und Nebenschilddrüse
Muss jeder Schilddrüsenknoten operiert werden?
Nein – ganz im Gegenteil. Schilddrüsenknoten sind häufig und werden mitunter nur zufällig bei Ultraschalluntersuchungen festgestellt. Die meisten Knoten benötigen weder eine weitere diagnostische Abklärung, noch eine medikamentöse oder operative Therapie.
Bei der Abklärung von im Ultraschall auffälligen Knoten ist uns eine gute Zusammenarbeit mit Kolleg*innen aus der Nuklearmedizin wichtig. Mittels Ultraschall, Szintigraphie, Laboruntersuchungen und Feinnadelpunktion lassen sich Schilddrüsenknoten sehr gut beurteilen – und dadurch unnötige Operationen vermeiden.
Welche Schilddrüsenerkrankungen benötigen eine operative Versorgung?
Viele Erkrankungen der Schilddrüse lassen sich medikamentös behandeln und müssen nicht operiert werden. In manchen Fällen ist jedoch eine Operation notwendig.
Zu den häufigsten Gründen für eine Schilddrüsenoperation gehören Schilddrüsenknoten, bei denen der Verdacht auf ein Karzinom (Schilddrüsenkrebs) besteht oder bei denen – z.B. durch eine Feinnadelpunktion – bereits ein Karzinom nachgewiesen wurde. In diesen Fällen wird eine teilweise oder vollständige Entfernung der Schilddrüse vorgenommen. Je nach Krebsart oder Größe des Tumors werden auch Halslymphknoten mit entfernt. Karzinombefunde werden routinemäßig im interdisziplinären Schilddrüsen-Tumorboard des Universitätsklinikums Freiburg diskutiert, um die bestmögliche Therapie festzulegen. Je nach Krebsart wird zum Beispiel eine Radiojodtherapie in der Nuklearmedizin oder eine medikamentöse Therapie in der Onkologie empfohlen. Das Universitätsklinikum Freiburg ist das einzige Klinikum in Südbaden, dass alle diese Fachdisziplinen an einem Standort vereint. Informationsverluste durch Wechsel von Institutionen werden dadurch vermieden, was gerade in der Behandlung von Karzinomen sehr wichtig ist.
Ein weiterer häufiger Grund für eine Schilddrüsenoperation ist eine stark vergrößerte Schilddrüse, die Symptome wie Schluckbeschwerden, Druckschmerz oder Atembeschwerden hervorrufen kann. Auch in diesen Fällen wird je nach Ausdehnung der Schilddrüse eine teilweise oder vollständige Entfernung vorgenommen.
Weitere Gründe können Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen wie Morbus Basedow sein.
Bestehen bei der Schilddrüsenoperation Risiken?
Jeder operative Eingriff ist grundsätzlich mit Risiken verbunden. Zu den spezifischen Risiken einer Schilddrüsenoperation gehören unter anderem
Verletzungen der Stimmbandnerven (N. laryngeus recurrens): Diese können zu Bewegungsstörungen der Stimmbänder und damit z.B. zu Heiserkeit nach der Operation führen.
Schädigungen der Nebenschilddrüsen: Die Nebenschilddrüsen sind für die Regulation des Calciumstoffwechsels im Körper verantwortlich, Schädigungen führen daher zu einer Erniedrigung des Calciumspiegels im Blut. Je nach Ausmaß der Schädigung sind die Veränderungen des Calciumspiegels vorübergehend oder können auch dauerhaft sein.
Nachblutungen: Die Schilddrüse ist gut durchblutet, und für die Entfernung der Schilddrüse muss diese Durchblutung unterbrochen werden. Trotzdem können nach einer Schilddrüsenoperation Blutungen in den Resektionsbereich auftreten.
Wir sind uns dieser Risiken bewusst. Daher versuchen wir zunächst durch gründliche Diagnostik, unnötige Operationen zu vermeiden bzw. nur dann zu operieren, wenn es keine andere gleichwertige Therapie gibt. Im Falle einer Operation werden dann verschiedene Anstrengungen unternommen, um das Auftreten der Risiken soweit wie möglich zu reduzieren.
Wie werden die Risiken der Operation reduziert?
Wir unternehmen zahlreiche Anstrengungen, um das Auftreten von Komplikationen bei Schilddrüsenoperation so gering wie möglich zu halten.
Wir haben ein eingespieltes Team aus den Fachdisziplinen HNO, Anästhesie und Pflegedienst im OP und auf Station. Durch interne Handlungsanweisungen ist das Vorgehen vor, während und nach der Operation genau geregelt.
Während der Operation werden verschiedene Hilfsmittel genutzt:
Lupenbrille: Durch die Verwendung von Lupenbrillen können feine anatomische Strukturen wie z.B. der Stimmbandnerv oder die Nebenschilddrüsen besser erkannt und schonender präpariert werden. Schilddrüsenoperationen erfolgen an unserer Klinik nur unter Anwendung von Lupenbrillen.
Nervenmonitoring: Bei jeder Schilddrüsenoperation wir ein Nervenmonitoring angewendet. Dies bedeutet, dass über Elektroden am Beatmungsschlauch (Tubus), der vor der Operation durch die Anästhesie eingebracht wird, Bewegungen der Stimmbänder abgeleitet werden können. Mittels einer speziellen Stimulationssonde kann dadurch überprüft werden, ob beispielsweise der Stimmbandnerv noch regelrecht funktioniert (nicht-kontinuierliches Recurrensmonitoring). Alternativ kann auch eine dauerhafte Stimulation des Nervens erfolgen (kontinuierliches Recurrensmonitoring). Welches der beiden Verfahren zum Einsatz kommt, hängt vom Befund ab.
Autofluoreszenz der Nebenschilddrüsen: Neben der Lupenbrille verwenden wir ein spezielles Verfahren zur Darstellung von Nebenschilddrüsen, welches auf Autofluoreszenz beruht. Das bedeutet, dass Nebenschilddrüsen – wenn sie mit Licht einer bestimmten Wellenlänge angeleuchtet werden – auf spezifische Art „leuchten“. Dies kann dann mit einer bestimmten Kamera erkannt werden. Auf diese Art soll erreicht werden, dass Nebenschilddrüsen sicher erkannt und geschont werden können.
Gefäßverschluss: Um das Nachblutungsrisiko so gering wie möglich zu halten, stehen verschiedene Mittel zu Verfügung. Neben „klassischen“ Techniken wie der Anwendung von Fadenmaterial (Ligaturen) oder kleinen Metallclips verwenden wir auch spezielle Klemmen, die Gefäße verschließen und durchtrennen.
Gibt es Alternativen zur offenen Chirurgie?
Es gibt Knoten, die in der diagnostischen Abklärung als gutartig beurteilt wurden – manchmal verursachen diese Knoten aufgrund ihrer Größe oder Lage trotzdem Beschwerden. Diese Beschwerden können Schluckbeschwerden, ein Engegefühl am Hals oder Druckschmerzen sein. Prinzipiell können auch diese Knoten durch eine teilweise oder vollständige Entfernung der Schilddrüse behandelt werden.
Als Alternative bieten wir für diese Schilddrüsenknoten auch die sog. Radiofrequenzablation an. Dieses Verfahren beruht darauf, dass in einem minimalinvasiven Eingriff Strom in das Innere des Knotens eingebracht wird und dadurch Hitze entsteht. Der Knoten wird also innerlich so geschädigt, dass er in den Wochen und Monaten danach vom Körper selbst „abgebaut“ wird. Auf diese Art sind Verkleinerungen von Knoten um bis zu 80% möglich.
Die Vorteile der Radiofrequenzablation sind:
Eingriff in lokaler Betäubung – keine Vollnarkose nötig.
Es ist nur eine winzige Eröffnung der Haut für die Ablationssonde nötig – wesentlich kleiner als der Schnitt für eine Schilddrüsenoperation. Meist ist nicht einmal eine Naht der Haut nötig.
Es wird nur der Knoten selbst behandelt, das übrige gesunde Schilddrüsengewebe bleibt erhalten.
Das Verfahren ist etabliert, die Risiken des Eingriffs sind sehr gering.
Die Ablation erfolgt kontrolliert unter ständiger Kontrolle mittels Ultraschall
Nach dem Eingriff werden Sie für ein bis zwei Tage stationär überwacht. Auch die Vorbereitung, Durchführung Radiofrequenzablation und anschließende Nachbehandlung ist an unserer Klinik mittels einer klinikinternen Verfahrensanweisung festgelegt.
Wann müssen die Nebenschilddrüsen operiert werden?
Nebenschilddrüsen produzieren das sog. Parathormon, welches für die Regulation des Calciumstoffwechsels verantwortlich ist. Bei einer Überproduktion von Parathormon (Hyperparathyreoidismus) kann es zu einem dauerhaften Anstieg des Calciumspiegels kommen, was wiederum zu Komplikationen wie dem Auftreten von Nierensteinen führen kann. In den allermeisten Fällen liegt dieser Überproduktion ein gutartiger Tumor der Nebenschilddrüse zugrunde; nur extrem selten sind bösartige Karzinome der Nebenschilddrüse die Ursache.
In der Diagnostik ist uns ebenfalls die enge Zusammenarbeit mit der Nuklearmedizin wichtig. Üblicherweise hat jeder Mensch vier Nebenschilddrüsen, und durch spezielle bildgebende Verfahren aus der Nuklearmedizin können wir eingrenzen, welche Nebenschilddrüse vergrößert ist. Auf Basis dieser Informationen kann das operative Vorgehen angepasst werden. Durch Blutuntersuchungen während der Operation lässt sich direkt überprüfen, ob der Nebenschilddrüsentumor entfernt wurde.
Sollten Sie Fragen zu Operation von Schilddrüse oder Nebenschilddrüsen oder der Radiofrequenzablation von Schilddrüsenknoten haben, kontaktieren Sie uns gerne! Wir beraten Sie umfassend, welches Therapieverfahren und welche Alternativen für Sie in Frage kommen.
Anschrift
Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
Universitätsklinikum Freiburg
Killianstraße 5
79106 Freiburg
Termine für die Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsensprechstunde
Sprechzeiten: nach Vereinbarung
Telefon: 0761 270-42430
Online-Terminvergabe
Email: hno.schilddruese@uniklinik-freiburg.de

Univ.-Prof. Dr. med. Andreas Knopf
Anschrift
Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
Universitätsklinikum Freiburg
Killianstraße 5
79106 Freiburg
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Telefon: 0761 270-42010
Telefax: 0761 270-40750
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Ambulantes Operieren
Notfallnummer für Patienten, die im ambulanten OP-Zentrum der HNO-Uniklinik operiert wurden
Telefon: 0761 270-42010 (24 Stunden)
Terminierung für Voruntersuchung und Indikationsstellung:
via Online-Terminanfrage der HNO-Ambulanz oder telefonisch über HNO-Ambulanz
Telefon: 0761 270-42310
Ambulantes OP-Zentrum
Telefon: 0761 270-41220 (vormittags)