Zu den Inhalten springen

Tumorschmerzen

Tumorschmerztherapie

Annähernd 400.000 Patienten in Deutschland erkranken jedes Jahr an einem Tumor. Die meisten dieser Patienten leiden im Verlauf ihrer Erkrankung an Schmerzen unterschiedlicher Intensität.

Oft ist der Schmerz das erste Symptom der Tumorerkrankung. Manchmal entwickelt sich der Schmerz aber erst im Verlauf der Erkrankung, bis zu 95 % der Patienten berichten in fortgeschrittenen Tumorstadien über Schmerzen.

Die Sicherstellung einer guten Tumorschmerztherapie gehört zu den ärztlichen Aufgaben. Obwohl es mittlerweile selbst nationale und internationale Leitlinien zur Behandlung Schmerzen bei Tumorerkrankungen gibt, besteht in der Versorgung von Tumorschmerzpatienten weiterhin ein uneinheitlicher Kenntnisstand und somit eine oft unzureichende Schmerz- und Symptomlinderung. Damit verbunden sind oft eine Unterschätzung der Schmerzintensität und die Verschreibung inadäquater Schmerzmedikamente. Die Dosierung der Schmerzmedikamente wird zu niedrig, die Dosisintervalle werden zu kurz oder zu lang gewählt. Gründe für eine unzureichende Schmerztherapie kann auch die alleinige Verordnung einer Bedarfsmedikation oder einer Monotherapie mit einer Substanzklasse sein. Nur selten kann eine zufriedenstellende Schmerzmedikation mit einer einzigen Substanz und ohne entsprechende Begleitmedikation erreicht werden.

Ursachen von Tumorschmerzen

Die fachgerechte Therapie von Tumorschmerzen setzt somit die Kenntnis der einzelnen am Beschwerdebild beteiligten Schmerzmechanismen voraus. Die Ursachen von Tumorschmerzen liegen zum einen im destruktiven oder verdrängenden Wachstum des Tumors und zum anderen an sekundären tumorassoziierten, therapie- und immobilisationsbedingten Beschwerden: Infiltration und Kompression von Nerven und Gefäßen, Weichteilen, stenosierendes Wachstum in Hohlorgane, ossäre Metastasen mit Knochenfrakturen, neuropathische Schmerzen durch Bestrahlung und Chemotherapie, Mukositis, Ulcera und Decubiti, Lymphödem, Thrombose, Muskelschmerzen, Postzoster Neuralgie etc. Bei Schmerzzunahme oder Veränderung des Schmerzcharakters sollte auch immer wieder eine erneute Untersuchung des Tumorstadiums erfolgen, um auch weitere schmerztherapeutisch sinnvolle Maßnahmen wie z. B. operative Eingriffe oder eine Strahlentherapie zur Verkleinerung des Tumors in Erwägung ziehen zu können. Weltweit besteht jedoch Konsens darüber, dass die überwiegende Mehrzahl der Tumorpatienten durch eine oral applizierte Schmerztherapie ausreichend schmerzreduziert werden können. Als Orientierungshilfe für die Behandlung von Tumorpatienten sind die seit 1986 bestehenden Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) (https://www.who.int/publications/i/item/9789241550390) und die Evidenz-basierten Leitlinien „German Guideline Program“ (https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/_migrated/content_uploads/Guideline_Palliative_Care_Short_Version_01.pdf) hilfreich.

Quelle: Dr. Barbara Kleinmann, M.Sc., in: Management & Krankenhaus vom 11.04.2013