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Medikamentöse Schmerztherapie

Schmerzmittel sind ein wichtiger Baustein im Rahmen einer Schmerzbehandlung. Es dürfen hierbei aber keine Wunder erwartet werden. Neben realistischen Zielen sind zudem häufig Zeit und Geduld nötig, denn es kommt bei der Einstellung von Schmerzmitteln auf das richtige Gleichgewicht zwischen Wirksamkeit gegen den Schmerz und dem Auftreten von Nebenwirkungen an.

Medikamentenentzung

Die Behandlung bestimmter schwerer Schmerzzustände mit Opioid-Analgetika ist inzwischen unbestritten und dient der Verbesserung der Lebensqualität der Patienten [1].

Opiate sind Abkömmlinge des Morphiums und gehören zu den Arzneimitteln, die bei ihrer Gabe prinzipiell mit einem Abhängigkeitsrisiko behaftet sind. Opiate lindern zwar die Schmerzen, haben jedoch auch psychische Effekte, indem sie bei akuter Gabe z. B. die Stimmung verbessern. Die positiv erlebten psychischen Effekte können zum wiederholten, nicht kontrollierten Konsum und schließlich zu Übergebrauch oder Abhängigkeit führen. Vor allem bei unbedachter Gabe bei ungeklärten Schmerzzuständen besteht in Einzelfällen das Risiko einer Überdosierung.

Zur Prävalenz des Opiatabübergebrauchs bei der Behandlung chronischer, nicht-maligner Schmerzen existieren kaum aussagekräftige Studien. Eine aktuelle Übersichtsarbeit aus den USA [2] beschäftigt sich mit der Verschreibung von Opiaten bei chronischen Rückenschmerzen. Die Häufigkeit der Verschreibung von Opiaten bei chronischen Rückenschmerzen wird hierbei zwischen 3 % und 66 % angegeben.

Bei Verdacht auf übermäßigen Gebrauch der Opiate ist eine Reduktion oder Absetzen erforderlich. Andere Gründe für eine Reduktion der Opiate können schwere Nebenwirkungen (z.B. erhebliche Tagesmüdigkeit) sein.

Eine Reduktion oder Absetzen der Opiate bei chronisch Schmerzkranken ist häufig nur im stationären Rahmen möglich. Grund hierfür ist meistens das Auftreten von innerer Unruhe, Stimmungsschwankungen, Blutdrucksteigerungen oder von Schmerzen, zum Teil auch von Ganzkörperschmerzen, während der Reduktion. Beim Absetzen unter stationären Bedingungen besteht die Möglichkeit, den Entzug unter Überwachung tags und nachts durchzuführen, die Begleitmedikation jeden Tag entsprechend der aktuellen Absetzsymptomatik sowie die Schmerzmedikation anzupassen.

[1] Bundesärztekammer: Leitfaden Medikamente – schädlicher Gebrauch und Abhängigkeit, Online-Vorabfassung 2007,
www.bundesaerztekammer.de

[2] Martell BA et al., Ann Intern Med. 2007 Jan 16;146(2):116-27.

Intrathekale Gabe von Medikamenten

Eine Möglichkeit der Therapie schwerster chronischer Schmerzen ist die intrathekale Medikamentengabe. Dazu erfolgt zunächst eine Austestung der Medikamentenverträglichkeit und -wirkung über einen rückenmarksnahen Katheter. Bei erfolgreicher Schmerzlinderung erfolgt die Implantation einer Medikamentenpumpe in das Unterhautfettgewebe im Bereich des Bauchraumes.

Die Medikamentenpumpe ermöglicht eine kontinuierliche Medikamentenabgabe. Eine regelmäßige Wiederbefüllung des Pumpenreservoirs mit dem verwendeten Medikament ist durch die Haut problemlos möglich. In aller Regel handelt es sich bei den verwendeten Medikamenten um Morphin oder Morphinabkömmlinge. Auch andere Medikamente wie Baclofen (Spastiktherapie) oder neue Schmerzmedikamente wie Ziconotid (hochpotentes Conotoxin) werden eingesetzt.

Ein Vorteil der inthekalen Medikamentengabe liegt in der wirkortnahen Gabe mit dadurch bedingter Verringerung der medikamentösen Nebenwirkungen bei bis zu 100fach höherer Wirkstärke.

Indikation zur Intrathekalen Arzneimittelinfusion:

  • schwere chronische Schmerzen ohne zufriedenstellende Schmerzlinderung durch übliche Schmerzmedikamente bzw. bei unzumutbaren medikamentenbedingten Nebenwirkungen
  • Therapie der Spastik (z. B. bei multipler Sklerose)