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Chirurgie des Lymphsystems

Mitglied des Kompetenzzentrums Lymphologie

Verbesserung in einem vernachlässigten Bereich der Medizin:

Integriert Lymphologisch/Plastisch-Chirurgische Behandlung in der Földiklinik Hinterzarten und Uniklinik Freiburg (Lymphologisches Netzwerk)

In Deutschland leiden etwa 4,5 Millionen Patient/innen an chronischen Lymphödemen. Dem steht sowohl qualitativ wie auch quantitativ eine Unterversorgung gegenüber.

Meist ist die Erkrankung nicht heilbar. Durch eine spezialisierte Behandlung bestehen aber heute Möglichkeiten, eine erheblich verbesserte Lebensqualität zu erreichen. Neben einer speziellen lymphologisch-internistischen Behandlung sind in manchen Fällen auch damit abgestimmte plastisch-chirurgische Operationen sinnvoll, die in ein ganzheitliches Konzept eingebunden sein müssen.

Seit mehreren Jahren besteht die Kooperation unserer Abteilung mit der Földi-Klinik in Hinterzarten/Schwarzwald, die geleitet von Frau Prof. Dr. med. Etelka Földi, Präsidentin der internationalen Gesellschaft für Lymphologie, geleitet wird und sich vielen Jahren als weltweit eine der wenigen und renommiertesten Spezialeinrichtungen für Patienten mit Lymphproblemen etabliert hat.

Von vorneherein erfolgt eine gemeinsame interdisziplinäre Therapieplanung im Team, da es wichtig ist, dass bei den Operationen eine intensive lymphologische Vor- und Nachbehandlung erfolgt.

Chronische Lymphödeme ob als Grunderkrankung oder in Folge von Tumorbehandlung oder massiven Übergewicht hinterlassen oft auch nach intensiver Lymphdrainagebehandlung massiver Gewebsüberschüsse an den Extremitäten, Bauch oder Genitalien, welche operativ entfernt werden können, wobei natürlich speziell auf die Grunderkrankung und Begleittherapie abgestimmt Operationen erforderlich sind.

Für die folgenden Patientengruppen wurden Therapiekonzepte der plastischen Chirurgie adaptiert und in die Klinik eingeführt:

Bei chronischem Lymphödemen der unteren Extremitäten, z. B. nach Lymphknotenentfernung bei Prostata-Karzinom oder nach Uterus-Karzinom werden nach erfolgreicher komplexer physikalischer Entstauungstherapie (KPE) überhängenden Hautfalten lymphschonend im Sinne einer Gewebereduktionsplastik entfernt. Dabei sichert eine besondere Schnittführung und spezielle Nachbehandlung einen nachhaltigen Behandlungserfolg.

Auch bei massiver Adipositas im Bauch-Beinbereich findet man häufig begleitende Lymphödeme, die entsprechend konservativ beseitigt werden. Nach einer optimalen Entstauung werden dann Geweberesektionen durchgeführt.
Bei Patienten mit oft vielen Begleiterkrankungen sichert die moderne intensivmedizinische Versorgung der Uniklinik die perioperative Betreuung.

Bei Frauen mit einem Armlymphödem nach Lymphknotenentfernung bei Brustkrebs kann in ausgewählten Fällen eine mikrochirurgische Lymphgefäßtransplantation erfolgreich sein.
Voraussetzung ist jedoch auch hier eine intensive konservative Vor- und Nachbehandlung. Durch spezielle neuentwickelte Verfahren ist es auch möglich, in diesen Fällen einen Brustaufbau mit Eigengewebe durchzuführen, wobei die Lymphabflusswege des Armes maximal geschont werden und somit nicht mit einer Verschlechterung des bestehenden Lymphödems zu rechnen ist.
Die onkologische Zusammenarbeit erfolgt hier interdisziplinär im zertifizierten Brustzentrum des Uniklinikums Freiburg.

Chronische Lymphödeme der Genitalregion führen zu einer enormen Beeinträchtigung der Lebensqualität der Patient/innen. Aus Schamgefühl wird hier nur selten ein Arzt konsultiert. Auch hier kann durch eine Gewebereduktions-Operation eine erhebliche Verbesserung erreicht werden. Insbesondere die gefürchteten Wundheilungsstörungen nach derartigen Operationen konnten durch das integrierte Therapiekonzept nachweislich deutlich reduziert werden.

Fehlbildungen des Lymphgefäß-Systems (Dysplasien, Lymphangiome, kombinierte vaskuläre Fehlbildungen) werden ebenfalls erfolgreich in das Therapiekonzept mit aufgenommen. Hierbei werden neben der operativen Behandlung modernste Verfahren wie Laser-Therapie und neue Verklebungsmethoden (Sklerosierung) angewandt. Bei diesen Erkrankungen spielt die darauf abgestimmte Diagnostik in enger Zusammenarbeit mit der Nuklearmedizin und Radiologie der Universitätsklinik Freiburg eine entscheidende Rolle. Aufgrund der ausgeprägten Spezialisierung in diesen Gebieten und des hohen Patientenaufkommens können häufig unnötige und teure Untersuchungen vermieden werden.

Weitere Krankheitsbilder, die in Kombination mit einem Lymphödem auftreten können, wie z.B. Engpass-Syndrome (Carpaltunnelsyndrom, Kompression des Armnervenplexus, Thoracic outlet-Syndrom) sowie chronische Wunden, werden ebenfalls im Rahmen des intergrierten Therapiekonzeptes behandelt.
Die bestehenden Operationsverfahren werden ständig verfeinert und den speziellen Gegebenheiten im lymphödematösen Gewebe angepasst.
Eine intensive klinische wie auch experimentelle Forschung im Labor führt zur Entwicklung von neuen Therapieformen, die vielleicht in Zukunft zu einer Heilung dieser Patienten beitragen kann. So wird z. B. in Zusammenarbeit mit mehreren lymphologisch spezialisierten Forschungsgruppen vor Ort intensiv nach neuen Therapieformen geforscht. Eine wesentliche Rolle spielt hier die Gewebezüchtung (Tissue-Engineering) von lymphatischem Gewebe sowie die Erforschung der Regeneration von Lymphgefäßen (Lymphangiogenese).

Durch die enge Verzahnung der Klinik für Plastische Chirurgie des Universitätsklinikums Freiburg mit der Földiklinik Hinterzarten lassen sich nicht nur verbesserte Behandlungsergebnisse und damit einen Gewinn an Lebensqualität für die teilweise von Kindheit an chronisch behinderten Patient/innen erzielen, sondern durch ein rationelles Behandlungskonzept auch kürzere, effizientere und für die Kostenträger günstigere Behandlungen.

Zur weiterführenden Information finden Sie Originalartikel zur Thematik hier.

Eine Fernsehsendung über die Behandlung einer Patientin mit ausgeprägtem Lymphödem in unserer Klinik können Sie hier einsehen. Die Sendung ist auf Russisch.

Spezialsprechstunde Lymphchirurgie

Montag 12.30 - 15.30 Uhr
Anmeldung: 0761 270-27790