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Die Lähmung des Gesichtsnerven (Fazialisparese)

Der N. facialis (Gesichtsnerv) ist in erster Linie für die Innervation der mimischen Muskulatur verantwortlich. Ferner nimmt er Einfluss auf die Tränen- und Speichelsekretion, sowie die Geschmackswahrnehmung. Eine Vielzahl von Ursachen (Infektionen, Verletzungen, Tumoren, etc.) kann zu einer Schädigung des Nervs mit Funktionsminderung bzw. –verlust führen. Am häufigsten ist die so genannte idiopathische Fazialisparese (Bell’s palsy), bei der man keine Ursache findet, und die nur eine Gesichtshälfte betrifft. Diese bildet sich in den meisten Fällen spontan zurück. Häufigkeit: Eine Fazialisparese tritt bei etwa 20-30 / 100000 Personen / Jahr auf. Eine Ursache ist in 80% nicht auszumachen.

Klinische Symptomatik:

Eine Funktionseinschränkung/-verlust des N. facialis kann je nach Lokalisation folgende Beschwerden nach sich ziehen:

  • Einseitige schlaffe Lähmung der mimischen Muskulatur
  • Gesichtsasymmetrie - erweiterte Lidspalte ( Verlust der Fähigkeit des vollständigen Lidschlusses mit Gefahr von Hornhautschäden) 
  • positives Bell-Phänomen: aufgrund des unvollständigen Lidschlusses wird die physiologische Aufwärtsbewegung des Augapfels sichtbar 
  • verstrichene Stirn- und Nasolabialfalten
  • beeinträchtigte Artikulation: aufgrund der Schwäche der Wangen- und Lippenmuskulatur 
  • Geschmacksstörung der vorderen 2/3 der Zunge 
  • Abnahme der Speichelsekretion 
  • Geräusch-Überempfindlichkeit 
  • Abnahme der Tränensekretion

Es muss zwischen einer zentralen (hierbei findet sich die Schädigung im Gehirn) und einer peripheren Fazialisparese (hierbei liegt eine Schädigung des Nerven selbst vor) unterschieden werden. Beim zentralen Lähmungstyp ist v.a. die periorale mimische Muskulatur betroffen, wodurch der Patient im Gegensatz zum peripheren Lähmungstyp noch in der Lage ist die Stirn zu runzeln

Diagnostik:

In interdisziplinärer Zusammenarbeit erfolgt sowohl eine eingehende klinische wie auch elektrophysiologische Untersuchung der Patienten. Hierbei kommen Testverfahren wie die Durchführung von Nervenerregbarkeitstests, Untersuchung der Nervenleitgeschwindigkeit sowie Elektromyographien zur Anwendung. Ziel ist es Ursache, Lokalisation und Ausprägung der Parese sowie evtl. noch vorhandene Restfunktionen des N. facialis zu ermitteln. Im Einzelfall werden noch weitere Spezialuntersuchungen mit Computertomographien und Magnetresonanztomographien durchgeführt. Im Anschluss wird gemeinsam mit dem Patienten ein individualisiertes Behandlungskonzept entwickelt.

Operative Therapie:

Das gesamte Spektrum operativer Verfahren zur Behandlung der Fazialisparese wird in unserer Abteilung angeboten. Hierzu gehören sowohl Techniken der Nervenrekonstruktion sowie sekundär plastisch-rekonstruktive Maßnahmen mit dem Ziel der Rehabilitation des Mundes bzw. des Auges.

Nervenrekonstruktion: - Primäre Nervennaht: Nach erlittenem Trauma bietet die primäre Versorgung die besten Aussichten für eine erfolgreiche Reinnervation.

Sekundäre Nervennaht - Nerveninterponate: Unter Verwendung von sensiblen Hautnerven (z.B. N. suralis vom Unterschenkel) können Defekte im Verlauf des N.facialis erfolgreich überbrückt werden.

Hypoglossus-Fazialis-Anastomose: Hierbei werden Teile des N. hypoglossus (Zungennerv) mit peripheren Enden des N. facialis verbunden um eine Reinnervation der gelähmten Muskulatur zu erzielen.

Cross-Face Nerve Graft (CFNG): Bei Fehlen eines geeigneten zentralen N. facialis-Stumpfes kann unter Verwendung eines Nerventransplantates (z.B. N. suralis) von der gesunden Seite die Innervation der Muskulatur der gelähmten Seite erreicht werden. Zusätzlich kann die Technik des CFNG als additives Verfahren zum freiem funktionellen Muskeltransfer gesehen werden.

Neuromuskuläre Transposition: Hierunter wird die Einbringung eines innervierten Fremdmuskels in die gelähmte mimische Muskulatur verstanden. Für die Gesichtsmuskulatur eignet sich hier insbesondere der M. temporalis oder der M. masseter. Auch die sog. freie neurovaskuläre funktionelle Muskeltransplantation gehört zum Routinerepertoire unserer Abteilung. Hierunter versteht man die Verwendung eines Muskel-Nerv-Gefäß-Transplantates, z.B. aus einem Oberschenkelmuskel (M. gracilis) als Ersatz für die gelähmte Gesichtsmuskulatur.

Statische Ersatzoperationen: Die interdisziplinäre Zusammenarbeit am Universitätsklinikum Freiburg zur Behandlung der Fazialisparese gewährleistet eine optimale Patientenversorgung mit weitgehender Wiederherstellung der Muskelfunktion und somit wesentlicher Verbesserung der Lebensqualität.

Die Karte zeigt die Heimatorte unserer Fazialisparese-Patient*innen über den Zeitraum der letzten 15 Jahre.

Die Karte zeigt die Heimatorte unserer Fazialisparese-Patient*innen über den Zeitraum der letzten 15 Jahre. Bitte Klicken Sie auf die Abbildung um ein detailliertes Video zu der Entwicklung unseres Einzuggebietes zu sehen.

Publikation "Einzeitige mikrochirurgische Rekonstruktion bei Fazialisparese unter Verwendung des N. massetericus – Erste Erfahrungen" finden Sie hier. Publikation "Vergleichende Untersuchung des CFNG und des N. massetericus als Spendernerven für den freien funktionellen Muskeltransfer zur dynamischen Mundwinkelreanimation bei Fazialisparese" finden Sie hier. Publikation über Rettungseingriff nach Fehlgeschlagener N. Fazialis Rekonstruktion mit N. massetericus und den freien funktionellen Gracillis-Muskeltransfer finden Sie hier. Eine Arbeit zu idealem Muskelgewicht bei funktionellem Gracillis-Transfer finden Sie hier. Vergleichende Analyse der dynamischen Reanimation mit und ohne statischer Suspension mit Faszienstreifen finden sie hier. Die Arbeit über präoperativer Diagnostik mittels Muskelpotenzialmessung finden sie hier.

"Fazialisparese: Wie man das Lächeln reanimiert," im Deutschen Ärzteblatt im 2018 erschienener Artikel über die Behandlung der Fazialisparese.

 

Auf dieser Seite finden Sie ausführliche weiterführende Informationen zum Thema Fazialischirurgie (englischsprachig).

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ÄD Univ.-Prof. Dr. S. Eisenhardt

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