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Kooperationsprojekt "Bewegungskonzept und Bezugspflege" im multimodalen Programm des ISZ

Ärztliche Leitung: Fr. Dr. K. Kieselbach, Pflegeleitung: Fr. S. Hall

Definition Bewegungskonzept:

Bewegung ist lebensnotwendig. Eingeschränkte Bewegungsfähigkeit oder Bewegungsstörungen erfordern die Hilfe anderer. Damit ein Mensch Ziele erreichen, mit seiner Umwelt in Kontakt treten und seiner psychischen Befindlichkeit Ausdruck verleihen kann, ist Bewegung elementar.

Die verbale und taktile Kontaktaufnahme zwischen Therapeut und Patient während eines trainingsbegleitenden Bewegungskonzepts dient der Information und soll Vertrauen schaffen, Angst mindern  und eine Motivationssteigerung auch kontrolliert über selbstständig festgelegte Grenzen erzielen. Das Bewegungskonzept vermittelt dem Patienten Klarheit und Sicherheit darüber, was physiologisches ökonomisches Bewegungsverhalten bedeutet. Es ermöglicht gezielt auf die Haltung (Haltungsschulung) während der Bewegung einwirken zu können oder diese auch zu korrigieren. Ziel ist die Herstellung einer Beziehung, in der der Patient sich aufgehoben fühlt (gerade durch medizinisches Fachpersonal), in der Vertrauen aufgebaut werden kann und die Eigenaktivität letztlich kontinuierlich gesteigert werden kann. Außerdem soll in dieser Beziehung Platz für Fragen und Bedenken sein.

Definition Bezugspflege:

Bezugspflege beschreibt eine ganzheitlich orientierte Vorgehensweise innerhalb der Arbeitsorganisation der Kranken- und Altenpflege, bei der die Zuordnung einer Pflegekraft zu einer bestimmten Gruppe Pflegebedürftiger den Arbeitsablauf innerhalb einer Pflegeeinheit strukturiert. So kann ein steter Informationsfluss zwischen der anhaltend zugeordneten Pflegekraft und dem jeweiligen Pflegebedürftigen erzielt werden. Hierdurch wird die somatische, aber auch die psychosoziale Pflegeanamnese erleichtert und erreicht eine höhere Bedürfnisorientierung (Outcome).

Bezugspflege im ISZ:

  • Versorgung einer Gruppe von Schmerzpatienten während eines gesamten tagesstationären 3 – 5 wöchigen Aufenthaltes, somit Gewährleistung einer Kontinuität in der pflegerischen Betreuung
  • Intensiver Kontakt mit den Patienten (tägliche Aufnahme und Entlassung der Patienten, Pflegegespräche), somatische und psychosoziale Probleme der Patienten werden in einem unmittelbaren Modus besprochen und Lösungen direkt angestrebt
  • Einbindung der Pflegekräfte in sämtliche somatische, psychologische und physiotherapeutische Behandlungsschritte (interdisziplinäre Teambesprechungen, tägliche Visiten mit dem Stationsarzt und interdisziplinäre Visiten, Kurvenvisiten), dadurch eng vernetzte Strukturen Therapeut (Arzt, Psychologe) – Pflege - Patient

Verbindungspunkte im Rahmen einer vernetzten Struktur und Ergänzung der bereits implementierten Strukturen

  • Trainingsbegleitende Dehn-, Kräftigungs- und Entspannungsübungen als Erweiterung der bereits im Pflegebereich integrierten Entspannungsverfahren
  • Koordinationsübungen und Gehschule im Rahmen eines Bewegungs- und Wahrnehmungskonzeptes, Bewegungskorrektur (Haltung)
  • Trainingssteuerung und –gestaltung als alltagsvorbereitende Maßnahme
  • Planung und Durchführung einer konditionssteigernden Maßnahme, z.B. Gehtraining bzw. Technikschulung im Freien (Ausbildung der Pflegekräfte als DTB – Instructor walking / Nordic walking)

Ziel:

  • Verdichtung des Kontakts Patient – Pflege über den reinen Funktionsbereich hinaus ("mehr als Blutdruck messen und Medis verabreichen"), somit Erreichen einer neuen "vernetzten Ebene" im multidisziplinären Konzept
  • Bessere Einschätzung des Patienten (Zuverlässigkeit, Alltagsumsetzungen, Umsetzung der Theorie in die Praxis), Input in die interdisziplinären Besprechungen
  • Je mehr innerer Bezug seitens der Pflege zum Patienten entsteht, desto mehr Offenheit vom Patienten für die verschiedenen Angebote (wichtig: Pflege hat häufigsten und engsten Kontakt, steht jederzeit in engem Bezug zum Patienten). Dies führt zur Motivationssteigerung beim Patienten sowie zu wachsendem Vertrauen / Zutrauen des Patienten, kontrolliert an eigene Grenzen zu gehen (z.B. Erweiterung der Gehstrecke).

Autoren: Dr. med. Kristin Kieselbach,  Pflegekräfte des ISZ, Anna-Isabell Grosse (Leitung des Fachbereiches Schmerztherapie der Zentralen Physiotherapie), s. unter "Mitarbeiter".

Stand: 2019