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Freiburg initiiert klinische Studie zur Behandlung von Knochenmetastasen bei fortgeschrittenem Prostatakrebs

Eine Radionuklidbehandlung mit Radium-223-dichlorid ist erst seit gut zwei Jahren für Männer mit fortgeschrittenem Prostatakrebs zugelassen, bei denen eine übliche Hormonblockade nicht mehr wirkt. Sie soll ein weiteres Voranschreiten der Metastasierung unterbinden. Eine neue klinische Studie, die in enger Zusammenarbeit von Strahlenheilkunde, Nuklearmedizin und Urologie des Universitätsklinikums Freiburg initiiert wurde, soll nun die frühzeitige Kombination aus Bestrahlung und Radionuklidbehandlung wissenschaftlich untersuchen. Es wird ein verstärkender Effekt erwartet.

Die so genannte „α-RT“-Studie ist eine klinische Studie zur Erforschung einer Behandlung von Knochenmetastasen bei fortgeschrittenem Prostatakrebs. Untersucht wird eine lokale Strahlentherapie von außen in Kombination mit einer sogenannten Radionuklidtherapie mit Radium-223-Dichlorid. Nach Einschluss weiterer Universitätskliniken in Deutschland erhält die von Freiburg gestartete Studie nun einen multizentrischen Umfang, weitere Zentren in Europa sollen folgen.

Strahlentherapie

Bei Knochenmetastasen ist die Strahlentherapie von außen (sogenannte „perkutane“ Therapie) seit Jahrzehnten als Behandlungs-Standard etabliert. Sie wirkt durch die Linderung von Schmerzen und die Wiederherstellung der Knochenstabilität. Die aktuelle Entwicklung neuer Präzisions-Technologien in der Strahlenheilkunde, welche bereits in anderen Einsatzbereichen Anwendung findet, ermöglicht heute eine zunehmend präzise und dadurch effektive und schonende Behandlung. Durch die neuen Verfahren kann der lokale Effekt der Strahlentherapie, also die Wirkung am Sitz der Knochenmetastase, verstärkt und möglicherweise ein weiteres Wachstum dauerhaft verhindert werden.

Radionuklidtherapie

Radium-223-Dichlorid ist ein effektives Radionuklid und sendet so genannte Alphateilchen aus. Diese haben eine kürzere Reichweite als die Strahlung anderer radioaktiver Arzneimittel und sind dadurch für nicht erkranktes Gewebe schonender. Das Radium-223-Dichlorid wird aufgrund seiner ähnlichen Eigenschaften zu Kalzium in die Knochensubstanz eingebaut. Dies erfolgt besonders in Bereichen schnellen Knochenumbaus, wie es bei Knochenmetastasen der Fall ist. Zur Behandlung wird das Medikament in die Vene injiziert, reichert sich dann in den Knochenmetastasen an und führt zu deren Bestrahlung von innen. Es bietet daher eine neue schonende Behandlungsmöglichkeit für den fortgeschrittenen Prostatakrebs. Ursprünglich zur sogenannten „palliativen“ (beschwerdelindernden) Behandlung entwickelt, hat diese Radionuklidbehandlung in einer großen internationalen Studie überraschenderweise zu einer deutlichen Verlängerung des Überlebens der behandelten Patienten geführt. Aufgrund dessen ist Radium-223-Dichlorid seit November 2013 in der EU zur Behandlung von Patienten mit hormonresistentem Prostatakrebs mit Knochenmetastasen zugelassen.

Verstärkter Effekt durch Kombination von Strahlentherapie und Radiotherapie erwartet

Sowohl die Bestrahlung der sichtbaren Knochenmetastasen von außen als auch die innerliche Bestrahlung durch das Radium-223-Dichlorid bewirken ein Absterben von Tumorzellen. Durch die Kombination beider Behandlungen könnten also sowohl größere, bildgebend nachweisbare Herde als auch kleine, noch nicht durch Bildgebung sichtbare Metastasen abgetötet werden. Durch die zeitnahe Verbindung beider Verfahren erwarten die Freiburger Forscher daher einen sich gegenseitig verstärkenden Effekt auf die Kontrolle des Tumorleidens. Bei Patienten mit sehr wenigen Metastasen (≤ 5 Herde, sogenannte „Oligometastasierung“) erwartet man sogar eine besonders gute Wirkung bis hin zum Stillstand der Erkrankung. Bei „oligometastatischen“ Patienten (d.h. 1-5 Knochenmetastasen) wird im Rahmen der α-RT Studie die reine perkutane Strahlentherapie mit der Kombinationstherapie aus Bestrahlung und Radium-223-Dichlorid-Behandlung verglichen. Ziel der Studie ist es, neue Erkenntnisse zu gewinnen, die zu spürbaren Fortschritten bei der Therapie des Prostatakarzinoms führen und zur besseren individuellen Behandlung beitragen. Durch eine effektive frühe Kontrolle von Knochenmetastasen könnten vielleicht zukünftig weitere Behandlungen wie Chemotherapie, Hormontherapie oder Knochen-Operationen unnötig oder erst später erforderlich werden.

Weitere Informationen

Initiator der Studie:Universitätsklinikum Freiburg
Klinik für Strahlenheilkunde (Ärztliche Direktorin: Prof. Dr. A.-L. Grosu)
Studienleitung: Prof. Dr. med. U. Nestle
Kontakt: D. Schnell, U. Wein (Studiensekretariat)
Telefon: 0761 270-95370
Email: alpha-radiotherapy@uniklinik-freiburg.de
Homepage: www.alpha-radiotherapy.eu

Klinik für Nuklearmedizin (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Dr. P. Meyer)
Kontakt: PD Dr. J. Ruf, Dr. C. Stoykow
Telefon: 0761 270-39160

Klinik für Urologie (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. U. Wetterauer)
Kontakt: Prof. Dr. W. Schultze-Seemann, PD Dr. C. Jilg
Telefon: 0761 270-28930

FOCUS GESUNDHEIT Oktober - November 2015

Deutschlands größter Krankenhausvergleich mit Kliniklisten für 5 Fachbereiche markiert im Bereich Strahlentherapie die Klinik für Strahlenheilkunde / Universitätsklinikum Freiburg als Mitglied der Spitzengruppe. Die Klinik glänzt mit Bestwerten in den Kategorien Reputation, Medizin und Pflege, Hygienestandard und Patientenzufriedenheit.

Mit erstklassigen Beurteilungs- und Empfehlungswerten in der Ärzteliste FOCUS TOP Mediziner 2015 - Strahlentherapie gehören Prof. Dr. Anca-L. Grosu, Direktorin der Klinik für Strahlenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg, und Prof. Dr. Ursula Nestle, leitende Oberärztin, zu den führenden Krebsexperten in Deutschland.

4.5.2015 Präzise Krebs-Bestrahlung: Freiburger Klinik für Strahlenheilkunde leitet europaweite Studie

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